"Es gibt einen ideologischen Kontext"
Extremismusforscher über Oslo-Massaker
Ist der norwegische Attentäter Anders Behring Breivik ein Verrückter, der sich hinter extremem Gedankengut verschanzt, oder ist er doch so etwas wie ein Ideologe, der einem politischen Plan folgte? Der deutsche Rechtsextremismusforscher Hajo Funke spricht über die Hintergründe der Bluttat.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 25.7.2011
Peter Fritz aus Berlin, im Gespräch mit Hajo Funke
Rätseln über Hintergründe
In ganz Europa wird über die Frage gerätselt: Ist der 32-jährige Attentäter, der am Freitag im Osloer Regierungsviertel und auf der Ferieninsel Utöya mindestens 93 Menschen getötet hat, ein psychpathischer Einzeltäter, oder ist er doch eingebunden in einen ideologischen Kontext? Was sind die - eventuell politischen - Hintergründe der entsetzlichen Tat?
Experte: "Ideologisches Korsett"
Rechtsextremismusforscher Hajo Funke führt dazu aus: "Man wird noch herausbekommen, ob es im Wesentlichen seine Entscheidung war, seine Bereitschaft, zum Massenmörder zu werden. Aber es gibt natürlich einen ideologischen Kontext. Er war über viele Jahre in einer rechtspopulistischen Partei und hat sich auch in diesem Kontext, wie wir durch Interneteinträge wissen, gegen eine Vielfalt der Kulturen und dafür ausgesprochen, etwas dagegen zu tun, dass über diese Vielfalt der Kulturen Europa und auch der Nationalstaat Norwegen zerstört werde. Also da haben sie ein ideologisches Korsett, das er dann allerdings in diesen Pamphleten radikalisiert hat."
"Eskalierende Reden gegen Muslime"
Gefragt nach einem entsprechenden Pontenzial uin Österreich, erklärt Funke: "Ausschließen kann man sogar Nachahmertaten nicht. Und natürlich ist in rechtspopulistischen Zuspitzungen dies auch in anderen Ländern zu sehen, und auch in Österreich.
Die entschiedenen und eskalierenden Reden gegen Muslime als Muslime in Österreich, die ich persönlich bei Wahlkampfveranstaltungen erlebt habe, sind voller verbaler Gewalt. Das heißt nicht, dass aus solchen Kreisen dann solche Gewalttaten kommen - das ist ein eigener Schritt. Aber das Klima zuzuspitzen, Fremdenfeindlichkeit zu schüren, das ist ein Kernelement der Partei Straches."