Über 90 Menschen tot

Terror-Schock in Norwegen

Bei zwei Anschlägen in Norwegen sind über 90 Menschen getötet worden. Allein bei dem Angriff auf ein Jugendlager auf der Insel Utöya starben am Freitag mindestens 84 Menschen. Zudem wurden in Oslo durch die Explosion einer Autobombe sieben Menschen getötet. Der 32-Jährige, mutmaßliche Täter soll Verbindungen zu rechtsextremen Kreisen haben.

Mittagsjournal, 23.07.2011

Täter in Polizeiuniform

Um halb vier Uhr Nachmittag zerreißt gestern der Knall einer riesigen Explosion die Stille in Oslos Innenstadt. Im Regierungsviertel werden mehrere Gebäude beschädigt, 7 Menschen sterben. Im Nachhinein wirkt es fast wie ein Ablenkungsmanöver. Denn wenig später beginnt das Massaker auf einer Ferieninsel 40 Kilometer westlich von Oslo. Der Täter, möglicherweise derselbe, der vorher die Bombe gezündet hat, lässt sich mit einem Boot übersetzen. Er hat eine Polizeiuniform an und weist sich aus - er komme zu einer routinemäßigen Kontrolle nach dem Attentat, erklärt er. Auf der Insel ruft er die Jugendlichen noch zusammen ehe er wild um sich zu schießen beginnt. Die Insel wird für die Teilnehmer des Lagers zur Falle, denn es gibt nur einen Ausweg - schwimmen. Auf diese Weise versuchen zwar viele zu flüchten, werden aber auch zu leichten Zielen für den Attentäter.

Viele tote Kinder

Ein junger Mann, der selbst verletzt wurde, wird von seinen Freunden ins Wasser gezogen, um ihn zu verstecken: Aber dann sind die anderen auf ihn zugelaufen, er hat eine Waffe gezogen und auf sie geschossen. Ich habe sie ins Wasser fallen gesehen, dann bin ich mit dem Rest mit davongelaufen. Dann haben wir uns wieder am Ufer versteckt - und da lag ein Mädchen im Wasser, sie war tot.

Ein Mädchen erzählt, dass sie und eine Gruppe anderer den Attentäter wegen seiner Verkleidung für einen Polizisten hielten, und auf ihn zuliefen um Schutz zu suchen. Als er wild um sich schoss, versteckten sie sich im Wald, den der Mann aber durchkämmte: Als wir wieder dvonliefen, sah ich zwei tote Buben in ihrem Blut liegen und ein schwer verletztes Mädchen, sie war fast bewusstlos. Wir sind dann zum Wasser gelaufen, haben uns ausgezogen und sind davongeschwommen, bis wir auf ein Boot gezogen wurden.

Polizei: Hatten ihn nicht am Radar

Durch die Schüsse wurden viele Menschen aufgeschreckt, mit ihren Booten versuchen sie, Jugendliche zu retten. Bis die Polizei eintrifft und schließlich auf die Insel übersetzen kann, vergeht aber viel Zeit - Zeit die der Attentäter nutzt, um insgesamt 84 Jugendliche umzubringen. Augenzeugen schildern, dass er meist zweimal schoss, um sicherzugehen, auch wirklich getötet zu haben. Der Mann soll eine Tasche mit Waffen und viel Munition dabeigehabt haben. Bei der Polizei gibt er sich kooperativ, will seine Tat begründen, sagt ein Polizeisprecher: Wir hatten ihn nicht am Radar, sonst hätten wir etwas unternommen, erklärt er wörtlich.

Einschlägige Nachrichten im Internet

Derzeit geht man von einer Einzeltätertheorie aus, viel mehr will die Polizei in Oslo wegen der laufenden und vermutlich komplizierten Ermittlungen aber nicht bekannt geben. Nur so viel: der Mann soll auf christlich-fundamentalistischen Internetseiten einschlägige Nachrichten hinterlassen haben - unter anderem wetterte er angeblich gegen eine multikulturelle Gesellschaft.