Hohe Erwartungen in Salzburg

Thielemann dirigiert Strauss-Oper

"Die Frau ohne Schatten" von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal, in den Wirren des ersten Weltkriegs entstanden, ist für viele Musikkenner das Gustostück bei den diesjährigen Salzburger Festspielen. Die Erwartungen sind hoch, denn Christian Thielemann steht am Pult der Wiener Philharmoniker. Ö1 überträgt die Premiere live.

Kulturjournal, 26.07.2011

Gernot Zimmermann im Gespräch mit Christian Thielemann

Orchesterräusche mit Thielemann

Christian Thielemann ist für seine Orchesterräusche bekannt, ob am Grünen Hügel in Bayreuth mit Wagner oder im Großen Festspielhaus in Salzburg mit Richard Strauss. Dessen "Frau ohne Schatten" wird bisweilen als sein wagnerischstes Werk und seine "Zauberflöte" bezeichnet, was Musik und die komplizierte, fabelartige Handlung betrifft.

Wenn man Thielemann fragt, worum es in der Oper geht, antwortet er ehrlich: "Es bleibt für alle ein Rätsel. Wenn sie mich jetzt fragen würden: Erzählen sie mir bitte... - ich habe das nun wirklich öfter dirigiert und kenne das Stück gut - ich müsste ihnen aber auch manche Antwort schuldig bleiben. Wenn sie das Märchen von Hofmannsthal lesen oder das Libretto, bleiben bei jedem Fragen offen. Ich finde ja, man muss nicht immer alles verstehen."

Mittagsjournal, 26.07.2011

Tonaufnahme als Bühnensetting

"Die Frau wirft keinen Schatten, der Kaiser muss versteinen", singt der Falke, den man in Christoph Loys Inszenierung ebenso wenig sieht wie die Werkstatt der Färber und der Färberin, zu der die Kaiserin herabsteigt. Bei Loy sieht man einen klassizistischen Saal, in dem eine Tonaufnahme sattfindet. Sein Ansatz ist eine Erinnerung an Karl Böhm, den großen Strauss-Dirigenten, der auch in Salzburg viel Strauss dirigiert hat.

"Karl Böhm hat ja in Wien 1955 die erste Schallplattenaufnahme der 'Frau ohne Schatten' gemacht. Da kam eine ganz interessante Sängerkonstellation zusammen - von Altstars aus der Nazizeit bis zu jungen Sängern, die sogar durch diese Aufnahme - wie Leonie Rysanek - eine internationale Karriere gestartet haben", so Loy.

Klare Erzählweise

Hatte Loy Angst vor dem Märchen und dem Hohelied auf die Ehe, das die "Frau ohne Schatten" zweifellos ist? "Ich habe keine Angst, sondern ich habe Lust, dieses Stück ein bisschen klarer zu erzählen und mich nicht in einer Welt zu verlieren, die eher einem Roman angemessen wäre, aber nicht einem Theaterstück."

Sei's wie es sei, Loy hat schon bei Händels "Theodora" in der Ära Jürgen Flimm eine sehr statische, eher konzertante Situation gewählt. Das Strauss-Projekt ist auch noch vom früheren Festspielintendanten geplant worden.

Service

Richard Strauss, "Die Frau ohne Schatten", Freitag, 29. Juli 2011, 18:00 Uhr, Großes Festspielhaus, Ö1 überträgt live zeitversetzt ab 19:30 Uhr

Ein Interview mit Christian Thielemann sendet das Ö1 Kulturjournal am Dienstag, 26. Juli 2011, 17:09 Uhr.

Salzburger Festspiele - Die Frau ohne Schatten