Armenviertel soll lebenswerter werden
London: Olympische Stadtteilsanierung
In 365 Tagen beginnen in London die Olympischen Sommerspiele 2012. Es sollen die "grünsten" Spiele überhaupt werden und vor allem nachhaltig die Lebensqualität der Bevölkerung im armen Londoner Stadtteil Stratford verbessern. Geplant ist, die ungenutzten und verfallenen Teile des East End wieder komplett zu erschließen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 27.07.2011
Bettina Madlener hat für ihre Reportage Londons größte Baustelle in Stratford besucht
Fortschritt und Budget im Plan
Die Themse-Metropole ist die erste Stadt, die nach 1906 und 1948 schon zum dritten Mal die Spiele ausrichten darf. Ein Jahr vor der Eröffnungsfeier liegen alle Vorbereitungsarbeiten im Plan und, was noch wichtiger ist, im Budget. Trotz Finanz- und Wirtschaftskrise lässt sich Großbritannien die olympische Infrastruktur rund elf Milliarden Euro kosten.
Interesse an Nachnutzung
357 Fußballfelder groß ist der Olympische Park. Noch wird er von Baggern, Kränen und tausenden Arbeitern in neongelben Westen bevölkert, aber inmitten der Sandhaufen, Stahlträger und Kabelrollen ragen die fertig gestellte Volleyballarena und das Velodrome empor. Herzstück ist das olympische Stadion mit 80.000 Sitzplätzen, Projektmanager Ian Crockford ist sichtlich stolz auf die flexibel nutzbare Sportstätte, die schon bereits mehrere Interessenten für die Zeit nach den Spielen hat.
Neuer Stadtteil
"Jetzt konzentriert man sich auf die Athleten-Unterkünfte, sie sollten bis Weihnachten fertig sein, und auf Feinarbeiten im Park", sagt Allison Nimmo. Sie ist die Direktorin für Design und Regeneration des olympischen Komitees. "Die Nachhaltigkeit steht bei allen Bauarbeiten im Vordergrund, natürlich entstehen hier fantastische Spielstätten, zugleich aber auch ein völlig neuer Stadtteil", sagt Nimmo.
Brachliegendes Industrieland umgeben von schmutzigen Kanälen verwandelt sich in ein Wohn- und Gewerbeviertel mit neuen Schulen, Arztpraxen und ausgebautem öffentlichen Verkehrsnetz. 4.000 Bäume werden neu gepflanzt und der englische Rasen sprießt bereits jetzt an einigen Orten.
Startschuss für bessere Zukunft
Die überwiegend armen Bewohner von Stratford freuen sich auf die Spiele und hoffen vor allem auf mehr Jobs und besseren Umsatz für die Geschäfte. Aber Markthändler im alten Zentrum, die wegen der Bauarbeiten ihren angestammten Platz aufgeben müssen, fürchten um den Verlust der Laufkundschaft. Die Organisatoren versprechen, es würden Spiele der Athleten werden, die weit über den nächsten Sommer hinauswirken sollen. Sie seien zugleich der Startschuss für eine bessere Zukunft in Stratford.