Die geborene Ungarin schrieb auf Französisch
Schriftstellerin Ágota Kristóf gestorben
Die vielfach ausgezeichnete ungarisch-schweizerische Schriftstellerin Ágota Kristóf ist in der Nacht zum Mittwoch, 27. Juli 2011, im Alter von 75 Jahren in ihrem Schweizer Wohnort Neuchâtel gestorben.
8. April 2017, 21:58
Kristóf, die ihre sämtlichen Werke auf Französisch geschrieben hat, ist unter anderem berühmt für ihren Antikriegsroman "Le grand cahier" (deutsch: "Das große Heft", Rotbuch-Verlag Berlin 1987). Ihre Werke wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. 2001 erhielt sie den deutschen Gottfried-Keller-Preis, darüber hinaus weitere Auszeichnungen aus der Schweiz, Österreich, Italien sowie erst in diesem Jahr den Kossuth-Preis in ihrem Geburtsland Ungarn.
Durchbruch mit "Das große Heft"
Kristóf war kurz nach dem antisowjetischen Ungarn-Aufstand von 1956 mit Ehemann und Kind in die Schweiz geflohen. Geboren wurde sie am 30. Oktober 1935 im westungarischen Csikvánd. In der Schweiz begann sie ab 1978 zu schreiben, zunächst Hörspiele. Den großen europäischen Durchbruch schaffte sie in den 1980er Jahren mit dem Roman "Das große Heft", der in 20 Sprachen übersetzt wurde. Zusammen mit den Nachfolgeromanen "Der Beweis" und "Die dritte Lüge" bildet dieses Buch eine Trilogie.
"So kalt ums Herz, so heiß ums Herz ist es mir beim Bücherlesen schon lang nicht mehr geworden", hieß es in der "Süddeutschen Zeitung" über "Die dritte Lüge". Zuletzt erschienen Kristófs Kurzprosa-Stücke unter dem Titel "Irgendwo. Nouvelles" (Piper-Verlag, München, 2007). Kritiker lobten daran den kargen, minimalistischen Stil sowie das thematische Spiel mit Grausamkeit und Naivität.
Schon länger krank
Ihre Biografie verarbeitete Kristóf im ebenfalls hochgelobten Roman "Die Analphabetin" (Amman-Verlag, Zürich 2005). Darin geht es um ihre Kindheit und Jugend im kommunistischen Ungarn sowie um die Begegnung mit der für sie neuen französischen Sprache in ihrer Wahlheimat Schweiz, die später zur Sprache ihrer Werke wird.
Ihrem Tod war offenbar ein langes körperliches Leiden vorausgegangen. Den Kossuth-Preis in Budapest nahm sie noch persönlich entgegen. Dabei sagte sie der ungarischen Nachrichtenagentur MTI, sie habe seit einem halben Jahrzehnt nichts mehr geschrieben, da ihre Gesundheit dies nicht zulasse.