Kunstwerke von Stephan Balkenhol

Skulpturen im Mozarthaus

Stephan Balkenhol hat heuer das Foyer des Hauses für Mozart mit seinen Skulpturen ausgestattet. Zu sehen sind den ganzen Festspielsommer lang 22 seiner grob aus Holz gehauenen Kunstwerke: Skulpturen und Reliefs.

Mittagsjournal, 02.08.2011

Ein über fünf Meter großer Männertorso, rau aus einem Zedernstamm geschlagen, steht da etwa und blickt melancholisch vor sich hin. "Sempre piu"- also "immer mehr"- ist der Titel dieser Skulptur, die umgeben von funkelnden Goldmünzen als Sinnbild der Verschwendungssucht auch schon im Caesarforum in Rom stand. Den betrübten Blick führt Balkenhol auf die Sinnlosigkeit der menschlichen Gier zurück: Wenn man immer mehr will, dann hat man nie genug und wird niemals satt. In seiner Resignation strahlt der Männertorso so etwas wie entrückte Ruhe aus.

Dazu sagt Stephan Balkenhol: "Das ist vielleicht so ein bisschen ein persönliches Korrektiv, das ich dann in meiner Kunst realisiere. Ich versuche eben nicht die gleiche Hektik zu entfalten, wie sie in den Medien passiert, sondern vielleicht eher die Möglichkeit einer Pause anzudenken oder zu ermöglichen und dann Skulpturen zu schaffen, die so eine Gelassenheit ausstrahlen."

Die Rauheit der Skulpuren

Alle Balkenhol-Skulpturen strahlen diese Ruhe aus, manche mit einem kaum wahrnehmbaren kleinen Lächeln auf den Lippen. Ob man dieses sieht oder nicht, hängt von der Befindlichkeit des Betrachters ab. Mit ihrer rauen Holzoberfläche, an der noch die groben Bearbeitungsspuren zu sehen sind, verbreiten sie fast so etwas wie menschliche Wärme.

"Es ist halt bis jetzt immer so gewesen, dass es nicht so fein geworden ist", meint Balkenhol, "sondern sozusagen noch eine gewisse Rauheit an der Oberfläche zu sehen ist. Was vielleicht noch den Nebeneffekt hat, dass der Betrachter die Skulptur im Geist weitermachen kann".

Lebendige Statuen

Besonders schön unter den Skulpturen, die jetzt das Haus für Mozart bevölkern, ist eine Frau in rotem Mantel und ein Mädchen in blauem Kleid. In diesem Haus der dramatischen Künste stehen sie da wie Standbilder aus einem Bühnenstück: Aus jeder Perspektive betrachtet ändern sie ihr Gesicht ein wenig und wirken äußerst lebendig.

"Trotzdem ist es so, dass es beweglich ist, in dem Sinne, dass man sich das vorher und das nachher denkt. Also dass ich überlege, was die Figur vorher gemacht hat oder was sie im nächstem Moment tun wird und in welchem Kontext sie sich bewegt", so Balkenhol. "Das macht dann eben die Lebendigkeit aus."

Wagner-Denkmal geplant

Den Salzburgern ist Balkenhol bestens vertraut, steht doch seit 2007 eine neun Meter hohe Goldkugel am Kapitelplatz, auf der ein unbeteiligt blickender Mann in weißem Hemd und schwarzer Hose thront, unauffällig gekleidet und scheinbar alterslos. Die nächste große Skulptur wird Balkenhol in Leipzig aufstellen, wo er den Wettbewerb für das Wagner-Denkmal gewonnen hat. Es wird einen Richard Wagner in menschlicher Größe mit einem übermächtigen Schatten hinter sich darstellen.

Textfassung: Joshua Hollendonner