Wenn Italien und Spanien Hilfe brauchen

EU muss Rettungsfonds vergrößern

Finanzexperten meinen, Italien und auch Spanien werden bald Finanzhilfe brauchen. Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat zuletzt versucht, Geldgeber zu beruhigen. Sollten Italien oder Spanien tatsächlich Hilfe brauchen, müsste die EU jedenfalls ihren Rettungsfonds noch einmal vergrößern.

Mittagsjournal, 04.08.2011

Rettungsfonds aufstocken?

Die EU wird auch Italien und Spanien in irgendeiner Form helfen müssen, sagt Ulrike Kastens, Volkswirtin bei der Kölner Privatbank Sal Oppenheim. Für Spanien sei noch genug Geld im EU-Rettungsfonds, aber für Italien werde das nicht reichen. Der Rettungsfonds müsste, wenn Italien und Spanien ihn brauchen, von derzeit 440 Milliarden Euro auf über 1.000 Milliarden Euro aufgestockt werden, glaubt Andreas Thomae, Fondsmanager bei Deka Investment in Frankfurt.

Mögliche Wege der Hilfe

Aber vielleicht muss es gar nicht so weit kommen. Bevor beide Länder auch unter den Rettungsschirm müssen, gäbe es noch andere Möglichkeiten zu helfen, etwa durch Liquiditätsstützungen, sagt Thomae. Auch die EZB habe Möglichkeiten: Die Europäische Zentralbank könnte italienische und spanische Anleihen kaufen. Oder der Rettungsfonds könnte vorbeugend Notfallkredite geben und die schwierige Situation zu überbrücken - diese Möglichkeit hat er ja neuerdings.

Frage der Formulierung

An eine solche Lösung glaubt auch Franz Gschiegl, der Leiter des Fondsmanagements bei der Ersten Sparinvest. Die Frage sei nur, wie man es politisch formuliert, damit es nicht als Nothilfe, sondern als vorübergehende Unterstützung durchgeht. Ob das genügt um die Märkte zu beruhigen, ist fraglich. Investoren, vor allem große Pensionsfonds und Versicherungen, würden das Risiko scheuen und riskante Staatsanleihen verkaufen, sagt Kastens.

Vorübergehende Blasenbildung?

Das Blatt könnte sich noch wenden, wenn die Regierungen der beiden Länder, vor allem Italien, unangenehme Reformen noch schneller umsetzen, sagt Thomae von Deka Investment. Im Falle von Äußerungen, die in die richtige Richtung gehen, könnten sich die "Blasen" wieder zurückbilden. Italien stehe wirtschaftlich nicht so schlecht da, dass sechs Prozent Zinsen gerechtfertigt wären.

Kommen doch Eurobonds?

Die Experten glauben also, dass Italien und Spanien zwar Hilfe brauchen, aber nicht in gleichem Ausmaß wie Griechenland, Irland oder Portugal. Italien und Spanien sind wirtschaftlich so große Schwergewichte, dass, um ihnen zu helfen, die europäische Finanzpolitik vertieft werden müsste, glaubt Kastens von Sal Oppenheim. Es könnte also bald auch Eurobonds geben, eine gemeinsame europäische Anleihe, und mehr Einfluss aus Brüssel über die Finanzpolitik der Euroländer. Beides ist politisch aber sehr umstritten.