Weniger Aufträge, Spardruck bei Banken

Krise frisst Jobs der Investmentbanker

Viele Investmentbanker in Europa zittern momentan um ihre Jobs. Zuletzt hat die große britische Bank HSBC angekündigt, in den nächsten zwei Jahren 30.000 Stellen zu streichen. Auch in anderen großen Banken, wie Barclays, Credit Suisse oder Goldman Sachs müssen Investmentbanker gehen. Die Unsicherheiten an der Börse machen der Branche zu schaffen.

Morgenjournal, 05.08.2011

Weniger Arbeit

Investmentbanker galt einst als Traumberuf. Jetzt klingt es manchmal wie ein Schimpfwort. Die Banker im smarten Anzug haben in den letzten Jahren gut verdient und wurden dafür oft kritisiert. Jetzt zittern viele um ihren Job. Wegen der Schuldenkrise in den USA und Europa sind die großen Investoren wie Banken, Pensionsfonds und Versicherungen unsicher, in welche Papiere sie investieren sollen, sagt Konrad Becker, Analyst bei der Münchner Privatbank Merck-Finck. "Und deswegen haben Investmentbanker weniger zu tun."

Nachfrage sinkt

Investmentbanker haben verschiedene Aufgaben: Sie handeln mit Wertpapieren, etwa Aktien oder Anleihen. Sie beraten Unternehmen, etwa beim Börsengang oder bei großen Übernahmen. Oder sie vermitteln Geschäfte, wenn zum Beispiel ein Londoner Pensionsfonds in russische Hypotheken investieren will. Die Nachfrage nach diesen Leistungen sinkt, der Handel bricht ein.

Banken müssen sparen

Außerdem sind die Gehälter der Banker so hoch, dass Banken zu hohe Kosten haben, sagt Becker. Als Folge der Kritik an den zu hohen Bonuszahlungen für die Banker hat man die Boni gekürzt, aber die Gehälter angehoben. Jetzt wo das Geschäft schlecht läuft, kommt das die Banken besonders teuer.

Auch die strengen Eigenkapitalregeln machen den Banken zu schaffen. Denn wenn mehr Geld in der Kasse sein muss, muss man umso mehr Geschäft machen um die gleichen Gewinne zu erzielen, auch das ist momentan schwer. Es seien daher noch mehr Entlassungen in der Branche zu erwarten, sagt Becker.

Wieder klassisches Bankgeschäft

Trotzdem könne Europas Wirtschaft mit weniger Investmentbankern durchaus gut überleben. Die Volkswirtschaft werde nicht darunter leiden, meint Becker. Geht's der Wirtschaft gut, sind Investmentbanker gefragt, wenn nicht, müssen sie gehen. Das sei normal, sagt Becker. Weil sie dieses Risiko tragen, verdienen sie so viel. Aber weil die Bankenregeln so viel strenger geworden seien, wird es künftig weniger Investmentbanker geben. Viele Banken würden sich wieder mehr aufs klassische Bankgeschäft konzentrieren.

Neues Risiko

Sorgen machen müsse man sich über die Banker aber nicht. Im Gegenteil, eine ungewollte Folge der Entlassungen sei, dass "Schattenbanken" entstehen: "Zehn bis 20 wichtige Händler verlassen die Bank, gründen einen eigenen Hedgefonds. Der braucht Geld um zu investieren. Und dieses Geld leihen sich die Händel von Banken. Damit sind die Banken an dem Risiko dieser Hedgefonds beteiligt. Geht's schief, können die Kredite nicht zurückgezahlt werden." Diese Banker müsse man jetzt besonders im Auge behalten um ungewollte Spekulationen zu verhindern, sagt der Becker von der Münchner Bank Merck Finck.