Belebung für Bad Gastein

sommer.frische.kunst

Wegen seines seit Jahren leer stehenden Ortszentrums machte Bad Gastein in den vergangen Jahren eher mit negativen Schlagzeilen von sich reden. Doch der Ort mit seiner einzigartigen Ringstraßenarchitektur mitten in den Alpen hat eine große Vergangenheit. Neben Kaisern und Königen stiegen hier unter anderem auch viele namhafte Künstler, Musik, und Schauspieler ab. An diese Zeit will man nun anknüpfen.

Noch bis Mitte September läuft ein aus insgesamt drei Teilen bestehendes Kunstprogramm mit dem Titel "sommer.frische.kunst". Neben Jazzkonzerten und dem Kunstfestival Shining, das ab 27. August 2011 über die Bühne gehen wird, wird die Stadt derzeit auch durch ein Artist-in-Residence-Programm namens "Kunstresidenz" belebt.

Kulturjournal, 05.08.2011

Ein graues, desolates Gebäude befindet sich am Fuße des imposanten Bad Gasteiner Wasserfalles. Noch bis zum 20. August wird ein Stockwerk des sonst leer stehenden Gebäudes als Künstleratelier genutzt. Einer, der sich hier temporär eingerichtet hat, ist der aus Frankfurt am Main stammende und in Berlin lebende Maler Sebastian Meschenmoser.

In seinen detailreich gestalteten, naturalistischen Arbeiten thematisiert er das Gegenspiel zwischen Mensch und Tier, sowie zwischen Innen- und Außenraum. So steht zum Beispiel ein Pfau in der mondänen Empfangshalle des ehemaligen Grand Hotels von Bad Gastein, oder Rehe auf einem Küchentisch. Inspiriert hat ihn zu diesen Bildern ein Stipendien-Aufenthalt in Brandenburg, denn Brandenburg habe ja auch etwas "Verlassenes", meint Meschenmoser. Viele Häuser verfielen dort und vor dem Atelier war gleich der Wald. "Man hat nachts im Dunkeln Tiere trappeln gehört. Das war sehr unheimlich."

Zum Teil, so Sebastian Menschenmoser, gebe es hier auch Parallelen zu Bad Gastein, denn schon seit vielen Jahren stehen fast alle Häuser im Ortszentrum leer. Mit der noch bis Mitte September laufenden Kunstinitiative "sommer.frische.kunst" will man aus der Not nun eine Tugend machen und die beindruckende architektonische Kulisse Bad Gasteins wiederbeleben.

Künstler zu Gast in der Kunstresidenz

Den Auftakt für diese temporäre Reanimation des Ortszentrums bildet die "Kunstresidenz" im alten Kraftwerk. Initiiert wurde dieses Projekt für junge Künstler von der Hamburger Kuratorin Andrea von Götz.

"Junge Künstler, gerade in der bildenden Kunst, können am Anfang überhaupt nicht von ihrer Arbeit leben. Ich dachte, eine Auszeit, vier Wochen in den Bergen sich inspirieren zu lassen und sich einfach nicht um Alltagssorgen zu kümmern (...) und hier auch einfach die Natur auf sich wirken zu lassen", sagt Goetz.

In zwei Tranchen nutzen insgesamt sieben Künstlerinnen und Künstler, vor allem aus Deutschland, aber auch aus Korea, die Räumlichkeiten der Kunstresidenz, oder wie im Falle des Graffiti-Künstlers Mirko Reisser alias Daim eine graue Betonstützwand. Auf dieser hat er auf einer Fläche von rund 5 mal 15 Metern seine Arbeit aufsprüht. Zu sehen sind spitze, Glassplitter-ähnliche Strukturen. Erst auf den zweiten Blick erkennt der Betrachter den Schriftzug - Daim -, den Künstlernamen von Mirko Reisser.

Es gehe auch ganz stark um Farben, so Reisser. Er habe spezielle Farben gesucht, die in Bad Gastein auffallen, aber sich auch anpassen. "Deshalb auch die Wahl mit Grün zum Beispiel, auch ein bisschen gedecktere Töne."

Ob etwas in den Ort passt oder nicht, darüber können Interessierte mit den Künstlern diskutieren, denn jeden Donnerstag ab 15:00 Uhr findet im Alten Kraftwerk ein offenes Atelier statt.

Ebenfalls sein Atelier in die Kunstresidenz verlegt hat der Berliner Bildhauer Johannes Weiss. "Mich interessiert zwar der Bezug zum Ort auch, es spielt aber nicht primär eine Rolle", so Weiss. Er setze hier die Themen fort, die ihn ohnehin beschäftigen und das sind Oberflächenstrukturen. Umgesetzt werden diese von Johannes Weiss in Form von an Schlangenhaut erinnernde schillernde Muster, die durch Andeutungen von Knicken und Linien gebrochen werden.

Bad Gastein als Ort der Künste

Geht es nach der Initiatorin dieses Projektes, nach Andrea von Goetz, dann soll das alte Kraftwerk renoviert werden und die Ateliers permanent Künstlern zur Verfügung stehen. Einen ersten Schritt in diese Richtung hat sie bereits mit der geplanten "Kunstresidenz 2012" gesetzt. Für diese, so von Goetz, soll eine namhafte Jury Künstler auswählen, denn Bad Gastein als Ort der Künste und der Künstler würde sich ihrer Meinung nach geradezu aufdrängen, denn wenn man von Salzburg zur Biennale mit dem Auto fahren möchte, ist die beste Achse, dass man über Bad Gastein fährt."

Die Kunstresidenz hat noch bis 20. August 2011 geöffnet. Im Anschluss daran, von 27. August bis 18 September, findet dann das Kunstfestival Shining statt. Während dieser Zeit gibt es neben Ausstellungen auch zahlreiche Jazzkonzerte im Ort.

Textfassung: Ruth Halle