Wie man mit Ängsten umzugehen lernt
Die anonymen Romantiker
Die anonymen Romantiker, so nennt sich eine Therapiegruppe, in der Menschen über ihre Ängste im Umgang mit anderen Menschen erzählen. Wie man diesem Problem wirkungsvoll begegnen kann? Am besten mit Liebe, schlägt der französische Film "Die anonymen Romantiker" vor.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 11.08.2011
Christian Fillitz im Gespräch mit dem Regisseur des Films, Jean-Pierre Améris
Zwei scheinbar hoffnungslose Fälle
Ausgeprägte Schüchternheit, unangenehme Gefühle, wenn man Aufmerksamkeit erregt, übertriebene Sensibilität im Umgang mit Menschen, Schweißausbrüche selbst bei einer simplen Konversation. Auch der Umgang mit Frauen ist alles andere als einfach. Kurzum: den Schokolademanufakturbesitzer Jean Rene (Benoit Poelvoorde) plagen Ängste aller Art. Dass er sich in seine neue Mitarbeiterin Angelique (Isabelle Carré) verliebt, macht die Sache nicht einfacher. Blöd nur, dass diese an den gleichen Symptomen leidet.
Zwei scheinbar hoffnungslose Fälle, aber für Regisseur Jean Pierre Ameris kein Grund, einen traurigen Film zu machen, ganz im Gegenteil: "Ich wollte zeigen, dass man sich nicht in seiner Einsamkeit einigeln soll", meint Ameris.
Mittagsjournal, 11.08.2011
Probleme gekonnt ignorieren
Wie aber kommen nun zwei Menschen zusammen, die alles tun, um nur ja nicht diesen Eindruck zu erwecken? Das ist der Ausgangspunkt für allerlei komische Situationen: Man reizt schon mal die Sperrstunde aus, um das Bettenproblem im Hotelzimmer zu ignorieren - es gibt nur ein Doppelbett - oder verstaut beim ersten Date im Restaurant ein paar Ersatzhemden auf der Toilette.
"Aber eigentlich ist letztlich jeder Mensch in gewisser Weise ängstlich, und fragt sich, was andere wohl über ihn denken", so Ameris.
Schoko-Therapie
Der Genuss von Schokolade erweist sich als die wirksame Beziehungstherapie. Diese "anonymen Romantiker" bedienen gekonnt den altmodischen Charme einer Screwball-Comedy aus den 1940/50er Jahren, auch wenn die Probleme durchaus zeitgemäß sind und ihre Lösung Sympathie schafft. Denn statt eine bittere Wahrheit runterzuschlucken, gibt man sich letztlich doch der allersüßesten Versuchung hin.