FMA verteidigt sich
Telekom prüft Bonus-Rückforderung
Die Kursmanipulation bei der Telekom Austia vor sieben Jahren konnte nur durch Geständnisse aufgedeckt werden. Telekom-Generaldirektor Hannes Ametsreiter lässt jetzt prüfen, ob die Telekom die damals ausbezahlten Boni zurückverlangen kann. Die Finanzmarktaufsicht versichert, ihr sei kein Versäumnis vorzuwerfen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.08.2011
Geständnis brachte Stein ins Rollen
Sieben Jahre lang ist vermutet worden, dass der Kurs der Telekom-Aktie manipuliert worden ist, um Führungskräften ein Bonusprogramm von rund neun Millionen Euro auszahlen zu können. Beweise gab es aber keine. Erst jetzt hätten sich die Verdachtsmomente konkretisiert, sagt Telekom-Generaldirektor Hannes Ametsreiter im Ö1 Mittagsjournal: "Im Jahr 2004 ist der Fall durch die Finanzmarktaufsicht (FMA) geprüft worden und es haben sich damals keine Verdachtsmomente ergeben. Die haben sich erst ergeben, als ein Investmentbanker ein Geständnis abgelegt hat. Das ist in den letzen Tagen passiert."
Boni zurückfordern?
Nach dem Geständnis des Bankers hat auch ein Telekom-Mitarbeiter seine Beteiligung gestanden, angeblich hat er mit Wissen und im Auftrag der damaligen Telekom-Führung gehandelt. Die damaligen Führungsmanager, Generaldirektor Heinz Sundt sowie die Vorstände Rudolf Fischer und Stefano Colombo, haben am meisten profitiert, sie dürften jeweils mehr als 300.000 Euro erhalten haben. Ametsreiter war damals nicht im Vorstand, hat aber als Manager 92.00 Euro bekommen. Er selbst hat seinen Bonus jetzt auf ein Treuhandkonto überwiesen, ob die Telekom die ausbezahlten Boni zurückverlangen kann, lässt er derzeit juristisch prüfen. Die Bonuszahlungen sind damals unter Vorbehalt ausbezahlt worden, die Frage ist unter anderem, wie lange dieser Vorbehalt gilt. Darüber hinaus habe die Telekom alle ihre Erkenntnisse aus der internen Untersuchung an die Staatsanwaltschaft übergeben, damit sei der Fall für die Telekom erledigt, sagt Ametsreiter. Jetzt seien die Gerichte am Zug.
FMA verteidigt sich
Außer Ametsreiter wollte heute niemand vor dem Mikrofon zu dem Fall Stellung nehmen. Ebenfalls am Telefon erläutert der Sprecher der Finanzmarktaufsicht aber, wieso seiner Behörde nichts vorzuwerfen sei. Die FMA sei nur für den Vorwurf der Kursmanipulation zuständig. Und 2004 seien die Gesetze so gewesen, dass unter dem Tatbestand der Kursmanipulation nur die Verbreitung falscher Gerüchte und sogenannte In-Sich-Geschäfte ohne wirtschaftlichen Hintergrund gefallen seien. Und das sei nicht der Fall gewesen. Auch heute müsse die Kursmanipulation unter der damals geltenden Rechtslage beurteilt werden.
Gerichte am Zug
Eine andere Frage sei der Verdacht der Untreue, dafür sei die Finanzmarktaufsicht aber nicht zuständig. Diesem Verdacht, nämlich dass Telekom-Manager mit Geldern der Telekom den Kurs manipuliert haben, um ein Aktion-Bonusprogramm zu ihrem eigenen Vorteil zu starten, gehe die Staatsanwaltschaft Wien nach. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft will inhaltlich nichts dazu sagen. Er hat gegenüber Ö1 betont, er könne das nicht kommentieren.