Gipsy Punk mit russischen Wurzeln

Gogol Bordello in der Arena

Es ist wohl eine der außergewöhnlichsten Bands, die es auf dem internationalen Musikmarkt derzeit gibt: die New Yorker Formation Gogol Bordello. Fixstarter auf den jährlichen Sommerfestivals, kommen die selbsternannten "Gipsy Punks" rund um Frontman Eugene Hutz am Montag, 15. August 2011, in die Wiener Arena.

Kultur aktuell, 12.08.2011

Alles begann 1999 auf einer russischen Hochzeit in New York. Drei Musiker lernen sich kennen, trinken und spielen zusammen - und am Ende des Abends ist die Idee einer Band geboren. Und um es dann nicht irgendwelchen Kritikern zu überlassen, definierte man die eigene Musik vorsichtshalber auch gleich selbst als Gipsy Punk.

Um die Wurzeln dieses Gipsy Punk à la Gogol Bordello zu verstehen, muss man einen Blick in die Biografie von Frontman Eugene Hutz werfen: 1972 nahe Kiew geboren, floh er nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl mit seinen Eltern aus der Ukraine über Europa in die USA.

Exzessiv auf der Bühne und privat

Je weiter er sich von seiner Heimat entfernt habe, desto größer sei die Nostalgie geworden, desto mehr Neues habe er aber auch kennengelernt, so Hutz. Zwischen Gipsy-Traditionen und exzessiv gelebter Freiheit im Anarchismus des Punk sei seine Musik ein Amalgam all dessen.

Gogol Bordello sind bekannt für ihre energiegeladenen Live-Performances, bei denen immer wieder Tänzerinnen, Zirkusartisten oder ganze Bläsercombos mit auf die Bühne geholt werden. Bei teils bis zu sechs Auftritten pro Woche habe der Band zu Beginn niemand mehr als sechs Monate gegeben, so Hutz, länger - und das lag wohl auch am exzessiven Lebensstil abseits der Bühne - könne er das nicht durchhalten.

Lateinamerikanische Einflüsse

2010 erschien mit "Trans Continental Hustle" das fünfte und bis dato letzte Studioalbum der Band. Und wie immer ist es geprägt von den unmittelbaren Erfahrungen Eugene Hutz': Zwischen 2008 und 2010 lebte er zeitweise in Brasilien, und so sind es auf "Trans Continental Hustle" lateinamerikanische Musikeinschläge, die sich mit dem typischen Gogol-Bordello-Sound vermischen.

Dabei ist "Trans Continental Hustle" feiner instrumentiert und vor allem sauberer produziert als seine Vorgänger, ohne dabei den rauen Charme des Gipsy Punk zu verlieren. Maßgeblich verantwortlich dafür dürfte wohl Produzentenlegende Rick Rubin sein, der etwa mit Johnny Cash und den Beasty Boys zusammengearbeitet hat und hier nun erstmals für Gogol Bordello am Mischpult saß.

Doch wie das letzte Album und von wem produziert worden ist, dürfte spätestens, wenn Gogol Bordello live auf der Bühne stehen, wohl kaum jemanden mehr interessieren - dann bleibt meist nur das Staunen über eine der wohl spektakulärsten Live-Bands der letzten Jahre.

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Gogol Bordello, "Trans Continental Hustle", Sony Music

Gogol Bordello
Arena Wien