Klärung durch Klasnic-Kommission
Gutachten erhärtet Nötigungsvorwürfe
Jene Frau, die vor kurzem schwere Anschuldigungen wegen sexueller Nötigung gegen zwei hochrangige katholische Geistliche erhoben hat, erhält nun Unterstützung durch die Klasnic-Kommission. Die stellt in einem Bericht fest, die Frau sei glaubwürdig und die Auswirkungen des Missbrauchs schwerwiegend.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 13.08.2011
Gutachten bestätigt Missbrauch
Die heute 45-Jährige Anzeige hatte erstattet, doch die Ermittlungen wurden kurz danach von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Jetzt gibt es dazu einen Bericht der Klasnic-Kommission, nach einem insgesamt zehnstündigen "Clearing-Gespräch". Das Gutachten kommt zum Schluss, die Frau sei psychisch und sexuell missbraucht worden, dadurch sei ihre Gottesbeziehung schwer gestört. Sie leide außerdem unter der Zuschreibung kirchennaher Kreise, in denen sie als Lügnerin, Irre und nicht zurechnungsfähige verbitterte Rächerin dargestellt wird.
Gravierende Störungen
Der Bericht weiter: Es liege eine massive Störung des Selbstwerts vor, ihre zwischenmenschlichen Beziehungen seien durch die psychischen und sexuellen Übergriffe und deren Folgen in hohem Maß zerstört worden. Es bestehen gravierende Schlafstörungen mit Alpträumen, heißt es weiter in dem Bericht, eine Angststörung und eine ausgeprägte Depression, die in unmittelbarem Zusammenhang mit den Übergriffen der beiden Beschuldigten stehen.
Klarer Zusammenhang
Konklusio: Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen den jahrelang wiederholten erlittenen sexuellen Missbrauchshandlungen, psychischen Gewalterfahrungen und den festgestellten Folgen.
Erstgutachten auf SMS-Basis
Dieser Bericht, in den auch Beurteilungen weiterer zwei Psychiater eingeflossen sind, die die Frau seit Jahren kennen, steht in krassem Gegensatz zu einem Gutachten, das einer der Beschuldigten über die Frau in Auftrag gegeben und das sie als Stalkerin und Patientin mit Borderline-Störung ausgewiesen hatte. Der Psychiater hat die Frau allerdings nie persönlich kennengelernt, sondern das Gutachten auf Basis von SMS und Emails erstellt - für den Auftraggeber eine anerkannte Methodik, für einige Experten allerdings eine inakzeptable Vorgangsweise. Die beiden Beschuldigten haben stets alle Vorwürfe zurückgewiesen, die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen Anfang Juli eingestellt.
(Noch) keine Entschädigung
Von der Stiftung Opferschutz der katholischen Kirche ist die Frau im vergangenen Februar als offizielles Opfer kirchlichen Missbrauchs anerkannt worden, auch der Kirchenbeitrag wurde ihr aufgrund dessen für drei Jahre erlassen. Außerdem wurde ihr eine mehrmonatige stationäre Therapie bewilligt, aber keine Entschädigungszahlung. Ob es die nun gibt, hängt wahrscheinlich auch von diesem aktuellen Gutachten ab.
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