Erinnerung und Mahnung

Berlin gedenkt des Mauerbaus

Vor 50 Jahren, 13. August 1961, wurde mit dem Bau der Berliner Mauer begonnen. Sie hat nicht nur die Stadt getrennt, sondern war auch die Grenze zwischen zwei Systemen, der Kalte Krieg war an der Mauer besonders spürbar. In Berlin hat am Vormittag eine große Gedenkfeier vielen Ehrengästen stattgefunden.

Mittagsjournal, 13.08.2011

Symbolträchtiger Gedenkort

Da wo noch ein Stück Mauer steht und wo auch noch der Todesstreifen, der die Mauer begleitet hat, zu sehen ist, an der Bernauer Straße, wird dem Beginn der Teilung Berlins gedacht. Hier hat es auch der Grenzsoldat Conrad Schumann geschafft, mit einem Sprung über den Stacheldrahtzaun noch in letzter Minute den Westen zu erreichen - das Foto, das den Sprung zeigt ist weltbekannt. 136 Menschen haben den Fluchtversuch über die Mauer nicht überlebt. Dieser Freiheitsdrang eines ganzen Volkes hat auch heute noch große Bedeutung, sagt der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit: "Er spornt an. Nicht nachzulassen im Kampf gegen totalitäres Denken und Handeln, in welchem Gewand und mit welcher ideologischer Verbrämung auch immer."

Erinnerung an eine geteilte Welt

Aber die Symbolkraft der Mauer reichte weit über Berlin hinaus. Die Trennung zwischen Ost und West, das Aufeinandertreffen zweier Systeme, die sich feindlich gegenüber gestanden sind, hat kaum ein anderes Stück Grenze so deutlich gemacht, wie die Berliner Mauer, erklärt auch der deutsche Bundespräsident Christian Wulff: Sie erinnere auch "an die Weltlage der starren, hochgerüsteten Blöcke, der unversöhnlich gegeneinander stehenden Gesellschaftssysteme, Mittel- und Osteuropa unfrei, Deutschland geteilt im Zentrum einer geteilten Welt."

Zuwanderer integrieren

Aber die Freiheit sei am Ende unbesiegbar, fügt Wulff hinzu. Und er betont: "Die Mauer fiel nicht, sie wurde umgestürzt", betonte er. Auch jetzt seien Veränderungen notwendig und noch mehr wirkliche Freiheit in Deutschland möglich. Dazu gehöre auch, Zuwanderer besser zu integrieren und für alle in der Gesellschaft noch mehr Entfaltungsmöglichkeiten zu schaffen.

Dank an Gorbatschow

Dass dies heute in Deutschland möglich ist, dass die Mauer nach 28 Jahren niedergerissen wurde, ein System zu Fall gebracht wurde, ist das Verdienst vieler Bürgerrechtler und Politiker, denen Bürgermeister Wowereit heute dankt. Besonders erwähnt er den früheren sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow.

"Keine Rechtfertigung"

Dass es heute noch Menschen gibt, die dieses Zeit verklären, ist für die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung nicht nachvollziehbar. Und Wowereit stellt klar: "Es ist erschreckend, dass auch heute noch einige meinen, die SED habe gute Gründe für die Abriegelung gehabt. Nein, für Unrecht, für die Verletzung der Menschenrechte, für Tote durch Mauern und Stacheldraht gibt es keine guten Gründe und keine Rechtfertigung." Deshalb dürfe die ERinnerung an die Geschichte nie verblassen. Mit einer Gedenkminute in ganz Berlin wurde den Opfern des DDR-Regimes gedacht und gleichzeitig demonstriert: Berlin will niemals mehr eine geteilte Stadt sein.