Tausende Menschen verschwunden

Syrien: Flüchtlingslager unter Beschuss

Seit vier Tagen steht in Syrien die Hafenstadt Latakia unter Beschuss. Syrische Panzer Heckenschützen aber auch Kriegsschiffe feuern auf Teile der Stadt, um die Protestbewegung auszumerzen, betroffen auch ein palästinensisches Flüchtlingslager. Die für die Flüchtlinge zuständige UNO-Organistion schlägt Alarm.

Mittagsjournal, 16.08.2011

10.000 Menschen verschwunden

In den letzten Tagen sei das palästinensische Flüchtlingslager vom Meer und vom Land aus beschossen worden, sagt Chris Gunness vom UN0-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge. Derzeit sei das Lager weitgehend verlassen: "Das ist das erste Mal, dass ein Flüchtlingslager auf diese Weise beschossen wurde, das ist ein Wendepunkt in diesen Unruhen und ich hoffe die Welt horcht auf", sagt Chris Gunnes. Bis zu 10.000 Menschen seien verschwunden, und die Welt habe eine Verantwortung für diese Menschen, so Gunness.

"Verstörende Berichte"

Das UNO-Flüchtlingshilfswerk fordert den sofortigen Zugang zum Lager und die umliegende Region, um Verletzte versorgen zu können und herauszufinden, wo und unter welchen Umständen die palästinensischen Flüchtlinge jetzt leben. Al Dschasira berichtet, dass gestern Tausende junge Männer, darunter auch palästinensische Flüchtlinge, im Zentrum der Stadt zusammengetrieben wurden. Angeblich wurden ihnen die Ausweise und Mobiltelefone abgenommen, dann wurden sie ins Sportstadium am Rande Latakias gebracht. "Ich kenne die Al-Dschasira-Berichte und sie sind überaus verstörend und beunruhigend, derzeit könnten diese Berichte aber nicht überprüft werden", so Christ Gunnes, der auch sonst keine Details über die Militäroffensive in Latakia hat.

Unerklärliche Vorgangsweise

Bisher habe das Assad-Regime auf die Anfragen des UNO-Flüchtlingshilfswerkes noch nicht reagiert, so Gunnes: "Wir haben den Sicherheitsrat, der sich des Themas angenommen hat. Die Augen und Ohren der Welt sind jetzt auf Latakia gerichtet und es wird genau beobachtet, was die syrischen Sicherheitskräfte und Behörden tun." Chris Gunnes kann sich das brutale Vorgehen im palästinensischen Flüchtlingslager jedenfalls nicht erklären. Die 475.000 palästinensischen Flüchtlinge in Syrien hätten sich bisher nicht an den Aufständen beteiligt. Die UNO-Flüchtlingsorganisation hoffe, dass die Flüchtlinge nicht weiter in die syrischen Unruhen hineingezogen werden, so Gunnes.