Sam Auinger beim Medienkunst-Festival

Mariendom in Klang gepackt

Der featured Artist der Ars Electronica, Sam Auinger, bespielt in der Nacht auf 3. September den Linzer Mariendom mit seiner komplexen Klanginstallation "100.000 m3 bewegte Luft". Auch Kunstmuseum Lentos und Architekturforum sind Schauplätze seiner Arbeiten.

Kulturjournal, 16.08.2011

Sam Auinger möchte im gotischen Dom die "unglaubliche Beziehung zwischen Architektur und Klang" darstellen und zeigen, dass Räume mehrere Funktionen haben und "wie wir die Welt akustisch wahrnehmen". Beginnend mit der Abenddämmerung (20:54 Uhr) dauert die Installation die ganze Nacht bis 5:13 Uhr. Höhepunkt ist eine eineinhalbstündige Performance von Auinger (Electronics), David Moss (Vocals) und Hannes Strobl (e-Kontrabass).

"Nachdem sie sich so einer Arbeit ausgesetzt haben, werden die Menschen erstaunt sein, wie sie die Stadt hören", sagt Auinger, der sich seit den 1980er Jahren mit Sounddesigns und Psychoakustik beschäftigt. Denn der Mensch habe die unglaubliche Fähigkeit, Dinge auszufiltern, die er nicht hören will. Durch die Installation würden Filter aufgemacht. Der Komponist und Professor der Universität der Künste Berlin empfahl, die zwei letzten Stunden in der Kirche zu verbringen "und dann rauszugehen in die Stadt, wenn der Tag beginnt".

Ein "Kindheitstraum"

Der 134,80 Meter hohe Mariendom habe ihn fasziniert, seit er ein Kind war, sagte der 1956 in Linz geborene Künstler. Auinger lebt seit 1997 in Berlin. Am Angebot der Ars Electronica, durch das er "einen Kindheitstraum umsetzen" könne, freute ihn vor allem, dass er ein großes und komplexes Thema in dem ihm gebührenden Ausmaß darstellen kann.

Erste Eindrücke davon vermittelte Dom-Organist Wolfgang Kreuzhuber bei der Pressevorführung mit Tönen, die während einer Messe oder eines klassischen Orgelkonzertes nie zu hören sind. "Ich haben Seiten an dem Instrument entdeckt, von denen ich nicht wusste, dass das drinnen steckt", so Kreuzhuber, der die Orgel seit 30 Jahren spielt, über das Projekt.

Architektur als gebaute Akustik

Die Resonanzinstallation "Linz R2" verwirklicht Auinger gemeinsam mit Bruce Odland ab 1. September im Freiraum des Lentos. "Wir haben entdeckt, dass man Ordnung in Lärm bringen kann", erklärte der featured Artist. Dabei wird Stadtlärm zu harmonischem Sound.

Im Architekturforum zeigt Auinger mit Hannes Strobl und Dietmar Offenhuber als "Stadtmusik" ab 3. September, dass Architektur gebaute Akustik ist und damit den Stadtklang formt. Der Workshop "Räume sprechen, hörst du sie?" für Kinder und Jugendliche rundet das Programm des featured Artists ab.

Text: APA, Red., Audio: ORF