Auftakt im Einfamilienhaus

Zehntes Young Directors Project in Salzburg

Das Young Directors Project gehört seit zehn Jahren fix zum Schauspielprogramm der Salzburger Festspiele. Ziel ist es, junge und neue Entwicklungen des internationalen Theaters abzubilden. Am Ende der Aufführungen wird der Sieger des Regiewettbewerbs mit Preis und Preisgeld ausgezeichnet. Am 16. August war der Startschuss.

Kultur aktuell, 17.08.2011

Das Young Directors Project (YDP) der Salzburger Festspiele, zur Gänze gesponsert von der Schreibwarenfirma Montblanc, geht heuer auf Wanderschaft. Nur eine Aufführung findet am traditionellen Spielplatz, dem republic, statt. Sonst geht man ins Museum der Moderne am Mönchsberg, in eine Villa am Rudolfskai, in die Universitätsaula und wie gestern zu Beginn des YDP in ein heruntergekommenes Einfamilienhaus im Salzburger Vorort Maxglan.

"Das ehemalige Haus" heißt die knapp dreistündige Performance der skandinavisch-österreichischen Truppe Signa. Nur 25 Zuschauer sind zugelassen, die werden wiederum in fünf Gruppen unterteilt und werden durch das Haus geführt, wo es schaurig-gruselige Szenen zu erleben gilt, man erlebt Zuhältergeschichten, Rachegöttinnen treten auf. Es ist Theater zum Mitmachen, die Zuschauer werden Teil der Szene, werden einbezogen, können sich einmischen.

"Das ehemalige Haus" ist eine ungewöhnliche Aufführung von insgesamt fünf Gruppen, die diesmal zur Diskussion stehen. Man kann sie heuer auch alle in zwei Tagen sehen, anders als früher, als die Aufführungen über die ganzen Festivalzeit gestreut waren.

Experimentelles Theater

Martine Dennewald, die belgische Dramaturgin, die heuer die Auswahl getroffen hat, begründet die Ausweitung von vier auf fünf Produktionen und die kompakte Präsentation mit dem zehn-jährigen Jubiläum des Projekts.

Ein weiteres Projekt der Schweden Lundahl und Seitl findet im Museum der Moderne statt, wo jeweils sechs Besucherinnen und Besucher blind und mit Kopfhöreren durch die Ausstellung geführt werden.

Etikette und Selbsterkenntnis

Eine ganz klassische Theateraufführung, bei der das Publikum auf seinen sitzen bleiben kann, stammt von der US-amerikanischen Truppe The TEAM. "Mission Drift" erzählt die 400-jährige Geschichte des Kapitalismus in Amerika und ist die einzige Aufführung, die im republic zu sehen ist.

Bei der vierstündigen Vorstellung "The Dinner Club" bekommt man Benimmregeln für die feine Gesellschaft vermittelt und wird am Schluss der Aufführung auch geprüft.

Die belgische Truppe Ontroerend Goed will uns dann noch mit "A Game of You" ins Theater-Labyrinth der Selbsterkenntnis führen.

Martine Dennewald mutet den Salzburger Festspielpublikum also einiges zu, Für die meisten Vorstellungen gilt beim heurigen Young Directors Project also: Bitte mitmachen.

Textfassung: Joseph Schimmer

Service

Salzburger Festspiele - Young Directors Project