Internationale Flugausstellung in Moskau

Flugzeuge: Russland hat Erneuerungsbedarf

Die Krise der russischen Luftfahrtindustrie scheint vorbei zu sein. Es gibt neue zivile und militärische Modelle und russische Fluglinien werden zu immer wichtigeren Kunden der internationalen Flugzeugkonzerne Boeing und Airbus.

Mittagsjournal, 18.08.2011

Veralteter Flugzeugpark

Der Airbus A380 dreht eine Runde über das Ausstellungsgelände in Schukowski, einem Vorort von Moskau, auf dem Flugfeld stehen Kampfflugzeuge vom Typ Mig, Bomber von Tupolew, eine Passagiermaschine von Iljuschin, zivile und militärische Hubschrauber. Dazwischen die Antonow 124, das größten Transportflugzeug. Fast alle Flugzeuge sind deutlich in die Jahre gekommen, die Erstflüge fanden in den 1980ern, den 1970ern oder noch früher statt.

Boomender Markt

Und mitten drin der einer der beiden Stars der Messe: Der neue Suchoi-Superjet, ein Mittelstreckenflugzeug für 70 bis 120 Passagiere, das erste Passagierflugzeug das zur Gänze nach dem Zerfall der Sowjetunion entwickelt worden ist. Im Frühjahr ist das erste Modell an den Kunden ausgeliefert worden - gerade rechtzeitig für die Bedürfnisse auf dem russischen Marktes, sagt Christian Dries vom niederösterreichischen Flugzeughersteller Diamond Aircraft. Der russische Markt sei gemeinsam mit dem chinesischen der stärkste Wachstumsmarkt. Der Import von Flugzeugen nehme sehr stark zu.

Zulieferung aus Österreich

Etwa 150 Passagierflugzeuge kaufen die russischen Fluglinien pro Jahr - nur ein Bruchteil davon, zuletzt vier Stück, kamen aus russischer Produktion. Doch die alten Tupolews, Antonows und Iljuschins müssen dringend ausgemustert werden: Allein im letzten Monat sind drei alte Antonow-Transportmaschinen abgestürzt, mehrere Dutzend Menschen starben. Neben dem Superjet soll die MS-21 diese Lücke füllen, ein Flugzeug für etwa 150 Passagiere, ebenso wie der Superjet nach dem letzten Stand der Technik gefertigt: Ein Teil der Flügel, die komplett aus Verbundtechnik bestehen, sollen von der Firma FACC in Ried im Innkreis zugeliefert werden. 2015 soll die MS-21 fertig sein - bis dahin lauern Airbus und Boeing auf Aufträge - Boeing ist auf der Messe mit seinem neuen Dreamliner vertreten.

Aufrüstung bei Kampfjets

Der zweite Star, aus russischer Sicht: Die neue Suchoi T-50, ein Jagdflugzeug der sogenannten fünften Generation, das dem neuen amerikanischen Kampfflugzeug F22 Paroli bieten soll. Entwickelt wird die T-50 gemeinsam mit der indischen Luftwaffe, in der Vergangenheit einer der treuesten Kunden der russischen Waffenindustrie. Chancen gibt es aber auch in Nischen meint Christian Dries von Diamond Aircraft: Der Stand der Firma ist direkt hinter einer Tupolew 160, dem größten russischen Überschallbomber, der mehrere Atomsprengköpfe tragen kann. Diamond Aircraft liefere Schulflugzeuge nach Russland. Außerdem präsentiere man ein Überwachungsflugzeug, für das es in Rudsland großen Bedarf gebe, so Dries.

USA bestellt russische Helis für Afghanistan

Die russische Luftfahrtindustrie hofft bei der Messe auf Aufträge: Bereits am Dienstag hat eine russische Regionalfluglinie 40 Passagierhubschrauber des Typs Mi 171 bestellt. Und erst im Mai ist den russischen Herstellern in Coup geglückt: Erstmals hat die amerikanische Luftwaffe 21 russische Hubschrauber bestellt. Sie sollen später an die neu entstehenden Luftstreitkräfte Afghanistans weitergegeben werden.