Tribute für Harry Belafonte

Ausblick auf das Viennale-Programm

Am Freitag, 19. August 2011, gab die Viennale einen ersten Ausblick auf das Programm des heurigen Festivals. An die 130 Langfilme werden gezeigt, darunter die neuesten Arbeiten von den Dardenne-Brüdern, von Nanni Moretti und Aki Kaurismäki. In einem Tribute wird der Sänger-Schauspieler Harry Belafonte geehrt, der auch persönlich in Wien zu Gast sein wird.

Kulturjournal, 19.08.2011

Scherenschnittartige Figuren und schreiende Farben hatten die Viennale-Plakate der letzten Jahre dominiert, das heurige Festival kommt dagegen auf Zehenspitzen daher: Auf dem eierschalenfarbigen Poster ist eine mit flottem Strich hingeworfene Tänzerin zu sehen. Ein ungewöhnlicher Fund, wie Viennale-Leiter Hans Hurch erzählt:

Das Sujet sei aus den Tagebuch-Notizen von Kafka, auf das sei er so vor zwei, drei Jahren gestoßen, sagt Hurch. "Es hat mir immer gefallen und hat mich immer verfolgt." Und so habe er heuer diese Figur als Kontrast zu den plakativen Sujets der letzten Jahre genommen.

Viele Filme aus "Schatten"-Ländern

Verhältnismäßig viele und bedeutende Filme kommen dieses Jahr aus Nationen wie Argentinien, Rumänien, Brasilien oder den Philippinen, die lange Zeit ein Schattendasein auf der Kinolandkarte fristeten, wo aber trotz oder vielleicht sogar wegen prekärster finanzieller Verhältnisse ganz kompromisslose Arbeiten entstehen.

Daneben gibt es natürlich auch heftig diskutierte Festivalbeiträge aus Cannes oder Berlin zu sehen: Lars Von Triers "Melancholia" etwa oder das Entwicklungshelfer-Drama "Schlafkrankheit" des Deutschen Ulrich Köhler.

Dokumentarfilm über die Revolution in Ägypten

Im Dokumentarfilmsektor erkundet Werner Herzog in 3-D die ältesten Felszeichnungen der Menschheit in der gewöhnlich fürs Publikum gesperrten Höhle von Chauvet. Die allerjüngste Vergangenheit behandelt hingegen der Italiener Stefano Savona. Sein Film "Tahrier, Liberation Square" zeigt die ägyptische Demokratiebewegung aus allernächster Nähe.

"Da gibt es zum Beispiel die Rede eines dicken, alten Mannes", so Hurch. "Auf die hat er sein ganzes Leben lang gewartet, das spürt man. Die ist in einem Maße intelligent und in einem Maße radikal, das ist toll!" Man erfahre in dem Film viele Details, so Hurch, "aber nur, weil sich jemand die Mühe genommen hat, dort auch - ganz pathetisch: - zu übernachten und nicht am Abend ins Hotel nach Hause zu gehen."

Harry Belafonte in Wien zu Gast

In einem der Viennale-Tributes wird heuer Harry Belafonte gefeiert. Der Sänger-Schauspieler ist nicht nur in Filmen von Robert Altman und Sidney Poitier zu erleben, eine Dokumentation zeigt auch sein politisches Engagement und seine Bedeutung als Musiker. So war er der erste, der von einem Album mehr als eine Million Exemplare verkaufen konnte. Harry Belafonte wird in Wien zu Gast sein, genauso wie auch die Belgierin Chantal Akerman, der die bereits ab dem 6. Oktober 2011 laufende große Retrospektive gewidmet sein wird.

Chantal Akerman sei als Person eine "interessante, eigenständige Figur", meint Hurch. Sie finde sie so interessant, weil sie sich so wenig innerhalb des bestehenden Kinos einordnen lasse.

Festival-Leiter Hans Hurch warf auch schon einen Blick auf die nächstjährige 50. Viennale und kündigte für die Jubiläumsausgabe einen umfassenden Relaunch mit neuen Programmideen an.

Textfassung: Ruth Halle

service

Viennale, 20. Oktober bis 2. November 2011,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen die Kinokarten ermäßigt (zehn Prozent).

Viennale