Composer in Residence in Grafenegg

Heinz Karl "Nali" Gruber im Gespräch

Am Freitag, 19. August 2011, startet die fünfte Ausgabe des Musikfestivals Grafenegg. Composer in Residence ist Heinz Karl "Nali" Gruber. In Grafenegg wird unter anderem sein Stück "Northwind Pictures" uraufgeführt.

Kulturjournal, 19.08.2011

Als 1976, in der legendären Arena im Wiener Schlachthof St. Marx, sein Operneinakter "Gomorra" herauskam, hatte das Publikum seinen Mordsspaß. Aber so manche zeitgenössischen Musiker, die noch auf Schönbergs Zwölfton-Erbschaft und die Darmstädter Schule eingeschworen waren, rümpften die Nase. "Ein tonaler Komponist!" Wenige Jahre später war der "tonale" Quertreiber Gruber international anerkannt.

Die Werke des heute 68-Jährigen werden regelmäßig aufgeführt, er selbst dirigiert prominente Orchester, ist Hauskomponist und Dirigent des BBC Philharmonic Orchestra, eines der fünf BBC-Orchester, er gastiert als Composer in Residence von Luzern bis zur Philharmonie Essen und wurde unter anderem mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für Musik ausgezeichnet.

Derzeit arbeitet HK Gruber, übrigens ehemaliges Mitglied des ORF Radiosymphonieorchester Wien, an der Oper "Geschichten aus dem Wiener Wald", die 2013 bei den Bregenzer Festspielen uraufgeführt werden soll.

Keine einengenden stilistischen Zuweisungen

Heinz Karl "Nali" Gruber entzieht sich jeglicher Einordnung ebenso schnell, wie die Kulturexperten sie vorzunehmen versuchen: "Neoromantisch", "neotonal", "neoexpressionistisch", "Neuwienerisch". Aber keine dieser Etiketten passt. Der große Versöhner unter Österreichs Komponisten schätzt nicht nur Friedrich Cerha und Gottfried von Einem gleichermaßen, er weigert sich überhaupt strikt, die Welt durch einen ideologischen Zerrspiegel zu betrachten. Nicht Schönberg und die Wiener Schule oder Strawinsky, sondern Schönberg und Strawinsky, und auch Kurt Weill, Hanns Eisler - und die Beatles.

Eines seiner erfolgreichsten Stücke, die auf H. C. Artmann-Texten beruhende Suite "Frankenstein!", wurde in der Beatles-Stadt Liverpool uraufgeführt und zählt heute zu den meistgespielten Werken eines lebenden österreichischen Komponisten.

Auch als Chansonnier hat HK Gruber die österreichische Musikszene geprägt. Mit seiner kompromisslos klaren Artikulation entwickelte er den typischen "Nali"-Stil. Nach dem Motto: "Jedes Wort, in dem ein rrrr vorkommt, muss durchschnitten werden wie mit einem Rrrrasenmäher, und die Konsonanten müssen platzen wie Handgranaten."

Uraufführung und Workshop

Am vergangenen Sonntag wurde "Frankenstein!" im Rahmen des Musik-Sommers Grafenegg mit dem European Youth Orchestra aufgeführt. Gesang: HK Gruber.

Höhepunkt der Gruber'schen Konzertreihe ist die Uraufführung eines Auftragswerks des Musikfestivals Grafenegg mit dem Titel "Northwind Pictures" am 4. September 2011. Am kommenden Wochenende findet ein Composer-Conductor-Workshop mit dem vielseitigen Künstler statt, der Eintritt ist frei.

"Zeit-gleich" - so auch der Titel einer Sonderausstellung im Schloss Grafenegg - präsentiert Grubers Ehefrau, die bildende Künstlerin Franka Lechner, erstmals im Rahmen einer Gesamtschau ihre Bildteppiche und Malerei aus vier Jahrzehnten.

service

Musik-Festival Grafenegg, 19. August bis 6. September 2011,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (10 Prozent aufausgewählte Konzerte)