Rebellen vor Kampf um Sirte
Neue Gräueltaten: 50 verbrannte Leichen
Die Rebellen stehen bereit zum Angriff auf Sirte, die Heimatstadt Gaddafis. Nach Angaben der Aufständischen ist Tripolis nahezu vollständig unter ihrer Kontrolle. Allerdings kommt es immer wieder zu Plünderungen. Unterdessen werden weitere Grausamkeiten des Gaddafi-Regimes bekannt.
27. April 2017, 15:40
Morgenjournal, 29.08.2011
Verbrannte Leichen
Die Kämpfe in Tripolis flauen ab, aber nun kommen dunkle Geheimnisse ans Tageslicht. In einem Schuppen bei Tripolis werden mehr als 50 Leichen gefunden, viele von ihnen bis aufs Skelett verbrannt. Ein Überlebender des Massakers führt Journalisten zum Tatort, er kämpft mit den Tränen: "Es waren die Soldaten der Khamis-Brigade. Sie haben uns mit Kalaschnikow-Gewehren beschossen. Ich selbst und ein anderer sind entkommen, aber meine drei Söhne wurden getötet", so der Überlebende.
Die Khamis-Brigade, geführt von Gaddafis jüngsten Sohn, dürfte die Bluttat erst kurz vor dem Fall von Tripolis verübt haben. Als den Soldaten bewusst wird, dass sie das Gelände nicht mehr halten können, zünden sie das Gebäude an - ein letzter Versuch, die Spuren des Massakers zu beseitigen.
50.000 Häftlinge verschwunden
Es sind aber sicher nicht die letzten Gräueltaten, die bekannt werden. So sucht man derzeit nach mehr als 50.000 Häftlingen, die spurlos verschwunden sind - eine zusätzliche Aufgabe für den nationalen Übergangsrat, der ohnehin schon mit der militärischen Planung mehr als beschäftigt ist.
Keine Verhandlungen mehr
Oberst Ahmed Omar Bani, der militärische Sprecher der Rebellen, zeigt sich zuversichtlich, dass nach Bin Jawad auch Sirte, die Heimatstadt Gadaffis, bald fallen wird: "Früher oder später wird auch Sirte befreit werden. Wir würden eine friedliche Übergabe der Stadt bevorzugen, sonst müssen wir Sirte mit Gewalt einnehmen." - "Es ist schon genug Blut vergossen worden", meint ein Rebellenkämpfer, "die Menschen in Sirte sind ja auch Libyer."
Das jüngste Verhandlungsangebot Gaddafis, überbracht von seinem Sprecher Ibrahim Mussa, lehnen die Aufständischen aber ab. Es ist für sie wahnwitzig - jetzt wo der endgültige Sieg über Gaddafi so nahe zu sein scheint. Warum sollte man da noch verhandeln?