Alexander Horwath im Interview

Direktor des Filmmuseums bis 2016

Der Direktor des Österreichischen Filmmuseums, Alexander Horwath, ist zum diesjährigen Saisonauftakt ebenso wie seine stellvertretende Geschäftsführerin Andrea Glawogger für weitere fünf Jahre bis Ende 2016 wiederbestellt worden. Im Interview spricht Horwath über seine Pläne.

Das Führungsteam ist seit Anfang 2002 für das Haus tätig und könne auf eine "äußerst erfolgreiche Entwicklung verweisen", heißt es aus dem Vorstand zur Verlängerung der Verträge. Der Besuch der Vorstellungen wurde auf rund 55.000 Zuschauer pro Saison gesteigert, die Auslastung liegt laut Aussendung mit knapp 50 Prozent höher als bei sämtlichen Kinoveranstaltern in Österreich. Die APA hat Horwath bei den Filmfestspielen von Venedig erreicht und ihm drei Fragen zur Zukunft des Filmmuseums und des Films im Allgemeinen gestellt:

APA: Sie wurden bis Ende 2016 als Direktor des Filmmuseums wiederbestellt. Was werden bis dahin die zentralen Aufgaben und möglichen Neuerungen sein?
Alexander Horwath: Es geht zum Glück nicht darum, jetzt alles anders zu machen. Wir befinden uns in einem Aufbauprozess, der bisher schon gut funktioniert hat und auch weiterhin gut funktionieren soll. Die größte Problematik ist weiterhin jene des Archiv- und Studienzentrums, für das ein geeigneter Standort und eine Finanzierung gefunden werden muss. Zudem feiert das Filmmuseum 2014 sein 50-jähriges Jubiläum, das wir nicht mit kindischem Glamour oder irgendwelchen Spompanadeln, aber doch gebührend mit substanziellen Aktivitäten begehen wollen. Allgemein wird immer augenfälliger, dass das Medium Film seine Heimat immer mehr in Filmmuseen hat und immer weniger in Kinos. Insofern kommt auf das Filmmuseum auch noch mal eine andere Situation zu.

Wie positioniert sich das Österreichische Filmmuseum angesichts dieser schleichenden Krise des Kinos im weltweiten Vergleich?
Gefühlsmäßig merke ich an der Wahrnehmung unserer Arbeit - bei DVD- und Bucheditionen und unseren Retrospektiven und Programmen -, dass die Wiener Position als sehr geschärfte gesehen wird. Wir vertreten eine materialbewusste und politische Position und sehen den Kinosaal als sozialen Raum, in dem eine diskursive und gesprächsaffine Haltung herrscht. Wir wollen das Medium Film nicht vage vermitteln, sondern dafür sorgen, dass unsere Besucher auch in Zeiten von YouTube, Videospielen und Downloads ein Unterscheidungsvermögen lernen. Unser Museumsraum muss der Kinoraum sein, in dem ein kritischer Umgang mit der Laufbildkultur ermöglicht wird. Das wird verstärkt nicht nur unter Cinephilen, sondern auch im Kunstbereich wahrgenommen - und das freut mich sehr.

Haben Festivals wie Cannes, Berlin oder jetzt Venedig in Zeiten von YouTube und Co. nicht schon etwas leicht Antiquiertes?
Berlin, Cannes und Venedig halten relativ konsequent an der Erfahrung Film fest. Während aber manche Festivals nur noch die Arthouse-Welt füttern, versucht Venedig zumindest, das populäre Unterhaltungskino auf die gleiche Ebene zu stellen wie den anspruchsvollen Autorenfilm. Festivals müssen heute dieses Bindeglied zwischen Filmgeschichte und der Realität des Kinomarkts darstellen - da gefällt mir das, was Marco Müller hier in Venedig macht, schon sehr gut. Oder soll das Kino etwa den Weg aller Künste nehmen und als bürgerliche Hochkultur enden? Dieser Weg würde dem nicht gerecht werden, was das Kino immer war - sowohl Attraktion als auch Avantgarde, sowohl Spektakel als auch Arbeit an der Moderne.

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