Filme nach literarischen Vorlagen
Erste Favoriten in Venedig
In Venedig läuft der Wettbewerb um den Goldenen Löwen der Filmfestspiele noch bis kommenden Samstag. Streifen aus Japan, China, England und den USA waren in den letzten Tagen zu sehen. Bemerkenswert waren zwei Produktionen nach literarischen Vorlagen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 07.09.2011
Preisverdächtig
Zwei internationale Produktionen, die in diesen Tagen beim Filmfestival von Venedig zu sehen sind, können durchaus als preisverdächtig bezeichnet werden. Die eine gilt dem berühmten Roman von Emily Bronte "Wuthering Heights" ("Sturmhöhe"), der alle Generationen von neuem begeistert und mehrfach verfilmt wurde. Die 50-jährige britische Regisseurin Andrea Arnold, bekannt geworden mit dem Streifen "Fish Tank" hat sich von neuem daran gewagt. Die andere gilt einem berühmten Roman von John Le Carré.
Dieser Roman mit dem Titel "Dame, König As, Spion" wurde nun mit einer glanzvollen Starbesetzung kongenial vom schwedischen Regisseur Tomas Alfredson verfilmt, der etwas jünger ist als Andrea Arnold. Er führt uns in die Zeit des Kalten Kriegs nach London, Budapest und Istanbul.
Suche nach einem Maulwurf
John Hurt und Gary Oldman sowie Kathy Burke sind auf der Suche nach dem Maulwurf im britischen Geheimdienst. Auch Colin Firth ist mit von der Partie, der Protagonist aus "The King's speech". Er hofft auf ein großes Publikum für diesen spannenden, in Grau und Brauntönen gehaltenen Film, mit klassischen ruhigen Kamerafahrten und einer delikaten Sprache, auf die Firth besonders stolz ist.
Lakonisch und sensuell
Ein großes Publikum dürfte auch Andrea Arnolds "Wuthering Heights" finden, wohl einer der besten historischen Verfilmungen einer Frau seit Jane Campions "The Piano" und ebenso lakonisch und sensuell wie dieser. Die Liebegeschichte zwischen dem schwarzen Jungen Heathcliff und der jungen Cathy hat Arnold suggestiv in Szene gesetzt.
Ein Cast gänzlich ohne Stars, aber mit unglaublichen schauspielerischen Leistungen, großartige Naturstudien der windgepeitschten Heidelandschaft, sparsame Dialoge und eine obsessive Bildsprache zeichnen Arnold aus.
Arnold holt gleichsam die Essenz aus Emily Brontes Roman heraus, ein dunkles und beunruhigendes Buch, dem gerecht zu werden eine fast unmögliche Sache sei, so Arnold.
Film über Fukushima
Neben Verfilmungen von Bronte und Le Carré gab es in den letzten Tagen auch einen japanischen Film, der in der verwüsteten Küstenlandschaft um Fukushima spielt und einen Streifen des Amerikaners Todd Solondz über einen übergewichtigen Losertyp und eine Depressive, in dem auch Mia Farrow und Christopher Walken mitwirken. Beide wollen mehr, als sie können und sind weit entfernt von der handwerklichen und künstlerischen Reife der zuvor besprochenen Verfilmungen.