Al Pacino bei den Filmfestspielen

Halbzeit in Venedig

Matt Damon, Steven Soderbergh, James Franco und Gwyneth Paltrow: Das Wochenende bei den Filmfestspielen von Venedig war von einer große Dichte an Hollywood-Stars geprägt, doch keiner hat den Lido derart dominiert wie Al Pacino mit seinem neuen Film "Wilde Salome".

Kultur aktuell, 05.09.2011

Standing Ovations für Al Pacino, der am Wochenende in Venedig mit einem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde und zugleich seinen neuen Dokumentarfilm "Wilde Salome" präsentierte. Obwohl, ob das ein Dokumentarfilm ist, sei ihm selber nicht so klar, meinte Al Pacino.

Pacino begibt sich über den Weg des in Los Angeles aufgeführten Theaterstücks "Salome" von Oscar Wilde auf die Suche nach dem Menschen und dem Autor dahinter. Aber eigentlich geht es vor allem um einen, um Al Pacino, der stets die Hauptrolle übernimmt, auf der Bühne genauso wie im Film, etwa wenn für Spielszenen der Dokumentation ein Wilde-Darsteller nötig ist. Ob das exzessive Engagement Pacinos Eitelkeit ist, Überambition oder pure Selbstironie, das bleibt in der Schwebe. Auf jeden Fall sollte der Film auch etwas über ihn selbst enthüllen, so Pacino: wie wahr! Doch dann gab sich der 71-Jährige wiederum bescheiden, gegenüber manchen Regisseuren fühle er sich dann doch wie ein Dilettant.

Internet-Sex in "Shame"

Im Wettbewerb von Venedig hat der Brite Steve McQeen nach seinem Regiedebüt "Hunger seinen zweiten Film "Shame" vorgestellt. Im Mittelpunkt ein New Yorker Businessman, der Sexualität via Internet zum reinen Konsumartikel macht, dadurch die Fähigkeit für authentische Gefühle im wirklichen Leben verliert und mit Einsamkeit und Entfremdung einen hohen Preis bezahlt. Das Internet, so Regisseur Steve McQueen, hätte unsere Einstellung zu Sex stark verändert.

Steve McQueen entwirft eine düstere Vision der sexuellen Verhältnisse, relativiert aber auch gesellschaftliche Zustände im Online-Zeitalter. So manches, was hier als große Freiheit gefeiert wird, erweist sich am Ende doch als noch größeres Gefängnis. "Shame" ist ein Film, der dem Wettbewerb in Venedig eine preisverdächtige Markierung gesetzt hat.

Textfassung: Ruth Halle