Das Ende der Spannungen?

Cameron besucht Russland

Erstmals seit sechs Jahren besucht mit David Cameron wieder ein britischer Premierminister Russland. Zuletzt hat das Tony Blair getan, damals waren die russisch-britischen Beziehungen noch in Ordnung. Doch seit 2006 der russische Ex-Agent Alexander Litwinenko in London ermordet wurde, herrscht Funkstille.

Morgenjournal, 12.09.2011

Druck auf Cameron

Cameron ist gestern in Moskau eingetroffen, seine Gespräche mit Präsident Dimitri Medwedew und Premier Wladimir Putin werden vermutlich sehr schwierig sein. Auch aus Großbritannien kommt politischer Druck auf Cameron.

Verdächtiger mit Immunität

Der qualvolle Tod des Ex-Agenten und Putin-Feindes Alexander Litwinenko hatte 2006 zwei Wochen lang weltweit die Medien beherrscht. Litwinenko war in einem Londoner Lokal eine stecknadelkopfgroße Portion des hochgiftigen und hochradioaktiven Elements Polonium 210 heimlich in ein Getränk gemischt worden, ein sicheres Todesurteil.

Hauptverdächtig ist nach Ansicht des britischen Geheimdienstes Andrej Logowoj, doch Russland weigerte sich, ihn auszuliefern. Heute sitzt er als Abgeordneter im russischen Parlament und genießt Immunität.

Diplomatische Eiszeit

Seit dem Tod Litwinenkos gibt es zwischen Russland und Großbritannien eine diplomatische Eiszeit, gegenseitig wurden Diplomaten ausgewiesen, viele gegenseitige verbale Nadelstiche verbesserten die Stimmung auch nicht gerade.

Britische Investitionen in Russland brachen ein, politisch gerät man sich immer wieder in die Haare, wie zuletzt wegen der Flugverbotszone über Libyen. Russland missfällt, das Regierungskritiker in Großbritannien eine Fluchtburg finden, Großbritannien wiederum sorgt sich um Korruption und Menschenrechte in Russland.

Brief in der "Sunday Times"

Vier ehemalige britische Außenminister forderten gestern in einem Brief, den die "Sunday Times" veröffentlichte, Cameron dazu auf, diese schwierigen Themen bei seinen Treffen mit der russischen Spitze ebenso anzusprechen wie den Litwinenko-Mord.

Funkstille seit vier Jahren

Keine leichte Aufgabe für Cameron, noch dazu, wo laut britischen Angaben kein Minister oder Diplomat in den vergangenen vier Jahren ein offizielles Gespräch mit Regierungschef Putin mehr geführt hat. Die Lage scheint festgefahren zu sein, und die Frage ist, ob die Politiker beider Staaten sich darauf einigen können, in vielen Punkten uneinig zu sein, aber dennoch gemeinsam die Zukunft bewältigen wollen.