Kampagne von Ministerien und ORF
Arbeit und Behinderung
Menschen mit Behinderung haben große Probleme, Arbeit zu bekommen. Gerade die Schutzmechanismen, die der Staat eingezogen hat, haben sich oft als größere Hürde erwiesen: Beim Kündigungsschutz hatten Firmen oft Angst, Arbeitnehmer nicht mehr loszuwerden, und bezahlten lieber das Pönale.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 12.9.2011
Barbara Ganzfuss
"Meine Chance - Ihr Nutzen"
Etwas mehr als 17.000 Betriebe müssten laut Gesetz behinderte Menschen einstellen, knapp 4.000 tun es tatsächlich. Sozial- und Wirtschaftsministerium starten nun gemeinsam mit dem ORF eine Jobvermittlungskampagne mit dem Titel "Meine Chance - Ihr Nutzen".
"Kann ein Mensch mit Behinderung gleich viel leisten? Ist das gut fürs Betriebsklima? Muss ich teuer den Betrieb umbauen?": Dieser Spot ist ab sofort in den Programmen des ORF zu hören und zu sehen.
"Rundum Vorteile"
Mehr als 100.000 Menschen mit Behinderung sind derzeit in Österreichs Unternehmen beschäftigt. Zu wenige, sagt Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP), denn bisher habe es unter den Arbeitgebern viele Vorurteile gegeben. Das soll sich nun ändern.
Die Einbindung behinderter Menschen bringe rundum Vorteile, so Mitterlehner, etwa was die Verbesserung des Betriebsklimas angehe.
Viele zahlen Ausgleichstaxe
Derzeit müsste jedes Unternehmen mit mehr als 25 Mitarbeitern einen Menschen mit Behinderung beschäftigen. Von den 17.000 tun das nur knapp 4.000. Die restlichen 13.000 zahlen eine Ausgleichstaxe. Die liegt - je nach Größe des Unternehmens - zwischen 226 und 336 Euro monatlich. Auch Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) appelliert an die Arbeitgeber.
Kündigungsschutz gelockert
Um Unternehmen für das vermehrte Einstellung von Menschen mit Behinderung zu gewinnen, wurde der Kündigungsschutz für solche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gelockert: Er gilt jetzt nicht schon nach sechs Monaten, sondern erst nach vier Jahren.