Verkaterter Auftritt beim Literaturfestival

Erfolgsautor DBC Pierre in Berlin

DBC Pierre - ein geheimnisvoller Name, hinter dem sich ein Autor verbirgt, der vor acht Jahren einen Sensationserfolg verbuchte und heute mit dem Werk "Das Buch Gabriel" beim Berliner Literaturfestival auftritt. Der Autor hat seine Lebensgeschichte zum Namen gemacht: "Dirty But Clean" - schmutzig, aber trocken.

Kultur aktuell, 13.09.2011

Lesung mit einer Flasche Bier

Nüchtern und trocken geht es meistens zu im großen Saal, wenn das Berliner Literaturfestival im Gange ist. Aber der Held dieses Abends hat eine Flasche Bier vor sich stehen, die er mit Freude in - wenn auch kleinen - Schlucken zur Neige bringt. Er ist verkatert, meint die Moderatorin. Ja, ein Kater kann beim Schreiben für Gedankenschärfe sorgen, sagt der Autor, mit einem Kater könne man gut schreiben, mit einem Rausch eher nicht.

DBC Pierre hat praktische Erfahrung in den abseitigsten Lebensbereichen gesammelt. Das DBC steht für "Dirty But Clean". Aus dem schmutzigen Leben hat er sich also in ein sauberes hinübergerettet, mit Hilfe des Schreibens.

Sprachlos machende Vita

Moderatorin Gabriele von Arnim zitiert zur Begrüßung aus einem Artikel, in dem der britische "Guardian" vor acht Jahren DBC Pierres Lebenslauf zusammengefasst hat: "In seinen 42 Lebensjahren - jetzt ist er ja schon ein bisschen älter - hat er es geschafft, von seinem Nachbarn in Mexico City angeschossen zu werden, Schulden in der Höhe von mehreren 100.000 Dollar anzuhäufen, drogen- und spielsüchtig zu werden und eine Reihe Frauen zu hintergehen. Außerdem musste er nach einem schweren Autounfall sein Gesicht chirurgisch wiederherstellen lassen. Zwischendurch versuchte er sich erfolglos als Filmemacher, Schatzjäger, Schmuggler und Grafiker - und jetzt kann er dieser sprachlos machenden Vita den Gewinn des Booker Prize hinzufügen."

Stoff für ein Buch, für mehrere gleich. Im Jahr 2003 bekam DBC Pierre den Booker Prize und wurde zum Bestsellerautor, und jetzt setzt er aufs Neue an zu einem stark autobiographisch gefärbten literarischen Paukenschlag. Das Buch Gabriel heißt im englischen Original "Lights out in Wonderland". Einen leicht makabren Grund, es zu empfehlen, findet Gabriele von Arnim gleich auf den ersten Seiten: "Das ist wirklich ein unglaublich abgefahrenes Buch, intelligent, perfide und schwelgt lustvoll in den plakativsten Tollheiten - inklusive einem so schrägen Selbstmordversuch, wie ich ihn noch überhaupt noch nie gelesen habe."

Geläuterter Held

DBC Pierre lässt seinen Helden Gabriel aus einer Entziehungsklinik in London entkommen, schickt ihn zunächst nach Tokio, seine Abenteuer um ein Fischlokal kreisen, in dem Nahtoderfahrungen möglich sind, die auch in den wahren Tod müden können. Es geht weiter nach Berlin, wo er Fest beschreibt, die dekadente Reiche in den Katakomben unter dem alten Flughafen Tempelhof feiern. Ja, und am Schluss, das steht der Held nach allem, was er überstanden hat, doch einigermaßen geläutert da.

Statt 5.000 Bieren braucht er nur noch drei am Freitagabend, für DBC Pierre reicht an diesem Abend nach erfolgreich gemeisterten Abenteuern im Leben sogar nur eins.