Das Motto des brut Wien
Video gehört auf jede Bühne!
Der Themenschwerpunkt des brut Wien für die kommende Saison lautet "Video gehört auf jede Bühne!". Die Spielstätte für performatives Theater und Tanz widmet sich da den unterschiedlichen Einsatzformen von Film und Video im zeitgenössischen Theater. Mehrere Produktionen und ein Symposion werden etwa das Verhältnis Film-Theater reflektieren.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 13.09.2011
"Video gehört auf jede Bühne!": Diesen Satz rief eine Darstellerin den ganzen Abend lang in Christoph Schlingensiefs legendärer Inszenierung "Kunst und Gemüse". Als etwa zur gleichen Zeit Thomas Frank und Haiko Pfost die Leitung des brut Wien übernahmen, habe es hier nicht einmal einen Videobeamer gegeben, erinnern sich die beiden zurück. Die Zeiten haben sich freilich geändert: Der Einsatz von Film und Video sei längst ein elementarer Bestandteil des zeitgenössischen Theaters geworden, erklärt Thomas Frank.
Neue Ästhetiken
Welche neuen Ästhetiken das Medium Film dem Theater gebracht hat, wird im brut Wien im kommenden Herbst in mehreren Produktionen deutlich werden. Echte Pioniere auf diesem Gebiet sind etwa Gob Squad. Ende September gastiert die deutsch-britische Performancegruppe mit dem Stück "Before Your Very Eyes" im brut. Eine Gruppe Jugendlicher wird dabei auf der Bühne durch einseitig verspiegeltes Glas beobachtet, während die Jugendlichen selbst das Publikum nicht sehen können - eine quasi-cineastische Situation also.
Telenovela vs. Jelinek-Text
Zur Eröffnung der Saison gibt es allerdings eine Wiederaufnahme: Die Wiener Performance-Künstlerin Gin/i Müller kommt mit ihrem Stück "Who Shot the Princess? Boxstop Telenovelas". Flor Edwarda, einst ein Kinderstar der in Mexiko beliebten Telenovelas, erzählt darin ihre Geschichte. Den Ausgangspunkt bilden Elfriede Jelineks "Prinzessinnendramen". Die melodramatischen Telenovelas diesem Jelinek-Text gegenüberzustellen habe einen gewissen Reiz, erklärt die Künstlerin Gin/i Müller. Zu sehen ist "Who Shot the Princess?" ab Freitag, 16. September 2011.
Zum Thema "Melodrama und Rebellion" wird es parallel auch ein dreitägiges Symposium geben. Außerhalb des Themenschwerpunkts stehen im brut Wien heuer zehn Premieren am Programm - vorläufig jedenfalls, denn die finanzielle Zukunft des Theaters ist laut künstlerischer Leitung ungewiss. Ende des Jahres läuft der aktuelle Fördervertrag aus, die langfristige Planung sei daher nicht abgesichert, erklärt Thomas Frank.
Neu eingeführt wird heuer die "brutkarte": Sie wird 30 Euro pro Jahr kosten und einen ermäßigten Eintritt in alle Vorstellungen ermöglichen.
Textfassung: Ruth Halle
service
Ö1 Club-Mitglieder bekommen im brut Wien ermäßigten Eintritt (ca. 40 Prozent).
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