Pöchhacker über Lobbyisten-Provisionen

"Ohne Berater läuft wenig"

Bestechung nein, Beraterhonorare ja, so lautet der Tenor in Wirtschaftskreisen. Denn ohne Lobbyisten oder Berater laufe bei internationalen Aufträgen wenig. Deshalb seien Honorare für Lobbyisten durchaus gerechtfertigt, sagt auch ÖBB-Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker.

Mittagsjournal, 14.9.2011

Barbara Reichmann

"Man muss sich orientieren"

"Lobbyisten beschäftigt man im Ausland, damit einem gesagt wird, wie dort die Entscheidungen fallen, wie sich die Konkurrenz verhält oder wie wer wo punkto Auftragsvergabe tätig wird. Man muss sich orientieren, um nicht blind wo hineinzustolpern und auch zu wissen, worauf man Wert legen muss", sagt Pöchhacker, der früher Aufsichtsratschef beim Baukonzern Porr war.

"Erfahrungsschatz" wird entlohnt

Die hohen Beraterhonorare für Lobbyisten seien deshalb auch durchaus üblich, meint Pöchhacker.

"Wenn der einen Erfahrungsschatz hat, den er sich in Jahren angeeignet hat, entsprechende Informationen hat, dann wird er nicht entlohnt nach der Stunde, in der er nachdenkt, sondern in Hinblick darauf, was er in vielen Jahren investiert hat", sagt Pöchhacker.

Bestechung und Lobbyismus trennen

Mit Schmiergeld habe das nichts zu tun, sagt Pöchhacker. Er sagt, es gehe hier um wesentliche Informationen, um Tipps, wie man seine Chancen fair wahren könne gegenüber einer Konkurrenz, die auch nicht zimperlich sei.

Eine klare Trennung von Bestechung und seriösem Lobbyismus sei auch im Interesse der Branche, sagt Pöchhacker. Er spricht sich aber dafür aus, dass Lobbyismus als ein Mittel, das Angebot zu verbessern, weiterhin möglich sein soll.