"Woyzeck" in neuer Version

8. April 2017, 21:58

Sex Mord, Eifersucht, Wahnsinn und Tod: In der Geschichte des einfachen Soldaten Franz Woyzeck, der sich für Experimente missbrauchen lässt und seine Freundin Marie umbringt, haben die schräg skurrilen Tiger Lillies ihr ideales Stück gefunden, so Martyn Jaques, der Kopf der Gruppe.

Heruntergekommene Wohnwägen, von unzähligen bunten Glühbirnen beleuchtet, erzeugen eine Art Jahrmarktsatmosphäre. Beim Text hält sich Stephanie Mohr, die auch schon bei den "Weberischen" inszeniert hat, sehr eng an Büchners Dramenfragment. Es sei ein Zusammenspiel aus Schauspiel mit den Tiger-Lillies-Songs und, als dritte Ebene, Blasmusik, so Mohr.

Ben Becker als Sesselträger

Es sei nicht im üblichen Sinn ein Musical, es sei die "Möglichkeit, die Woyzeck-Figur aufzuteilen", damit das Unterbewusste eine Stimme bekomme. Das sei in diesem Fall die Musik der Tiager Lillies, sagt Woyzeck-Darsteller Raphael von Bargen.

Als Doktor, der an Woyzeck herumexperimentiert, ist der ehemalige Burgschauspieler Joachim Bißmeier zu sehen. Den Hauptmann spielt Ben Becker, der "Tod" im Salzburger "Jedermann". Er freut sich, neben dem "Salzburg-Disneyland", wie er sagt, auch eine andere Seite von Österreich kennenzulernen und ist erleichtert, endlich einmal keine Hauptrolle spielen zu müssen: "Ich spiele hier in einem Ensemble. Ich trage einen Stuhl von A nach B, das finde ich auch spannend."

"Es ist schon eine Testosteron-beladene Formation", meint Ruth Brauer-Kvam, die die Rolle der Marie übernimmt, aber ihr Glück sei, dass im Leading Team viele Frauen seien.

Premiere ist am 24. September in der Halle E des Wiener Museumsquartiers. Wer allerdings himmlischen Frohsinn der schwarzen Abgründigkeit vorzieht, dem sei die Premiere von "Sister Act" im Wiener Ronacher empfohlen, die am 15. September 2011 stattfindet..

Textfassung: Ruth Halle

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