Philosophieroman von Sibylle Lewitscharoff

Blumenberg

Als Favoritin für den Deutschen Buchpreis wird die Stuttgarterin Sibylle Lewitscharoff gehandelt - mit ihrem neuen Roman "Blumenberg", einem Philosophieroman, wie die Autorin selbst ihn nennt.

1998 hat der Ingeborg-Bachmann-Preis der damals 44-Jährigen einen rasanten Karrierestart beschert. Es folgten: fünf Romane, zuletzt "Apostoloff", ein Reisebericht und ein Familienroman, der anno 2009 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet worden war. Und jetzt eben: "Blumenberg".

Bereits auf der ersten Seite hat er seinen Auftritt: "Groß, gelb, atmend; unzweifelhaft ein Löwe. Der Löwe sah zu ihm her, ruhig sah er zu ihm her aus dem Liegen, denn der Löwe lag auf dem Bucharateppich, in geringem Abstand zur Wand." Der so anvisierte, das ist der Philosoph Blumenberg, die Szene spielt in seinem Arbeitszimmer, der Löwe ist fortan sein Begleiter. "Ohne den Löwen wäre das Buch nix", sagt Lewitscharoff, der Löwe habe das Buch gerettet.

Tatsächlich hat der vor 15 Jahren verstorbene Philosoph Hans Blumenberg die unterschiedlichsten Löwenbilder und -geschichten gesammelt - in der Literatur, der bildenden Kunst und in der Philosophie. Seine Gedanken über den König der Tiere sind mittlerweile auch in einem Buch versammelt.

Originelle Hommage

Es waren aber nicht nur die Löwen-Reflexionen, die die studierte Religionswissenschaftlerin Sibylle Lewitscharoff an Blumenberg fasziniert haben: Zum einen habe sie die Philosophie Jahrzehnte beschäftigt, zum anderen sei Blumenberg "eine wunderbare Figur", meint Lewitscharoff, "weil der Mann hat nur nachts gearbeitet".

"Blumenberg" ist eine überaus originelle Hommage an den großen Philosophen, an einen der, wie es in dem Roman heißt, "sehnsüchtig darauf wartet, dass einer käme und mit einem Tatzenschlag den Weltzusammenhang wiederherstellte." Und an anderer Stelle heißt es voller Bewunderung für den glänzenden Stilisten: "Blumenberg pflegte beim Finden von Sätzen im Kopf eine eiserne Disziplin zu wahren." War der Philosoph da auch ein Lehrmeister für Sibylle Lewitscharoff? "Nein, ich bin eine Chaotin!" entgegnet sie.

"Berührverbot" für den Löwen

Sibylle Lewitscharoff bewegt sich elegant in der Zone zwischen Imagination und Wirklichkeit, virtuos jongliert sie mit Fiktion und realen biografischen Fakten, mit Zitaten und philosophischen Betrachtungen, mit Sprachwitz und Komik. Hätte Sibylle Lewitscharoff selbst auch gern einen Löwen als Begleiter?

"Natürlich rasend gerne!", sagt sie lachend, besonders einen solchen Löwen, der brav am Teppich liege. Allerdings gelte das "Berührverbot. Der Blumenberg'sche Löwe wird nicht angefasst".

Textfassung: Ruth Halle

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Sibylle Lewitscharoff, "Blumenberg", Suhrkamp Verlag