Aliens und Sozialkritik

Attack the Block

Eine Alien-Invasion in der Londoner Vorstadt und Sozialkritik im Zusammenhang mit der Gewaltbereitschaft von Jugendlichen - diese zwei unterschiedlichen Motive bringt der britische Regisseur Joe Cornish in seinem Film "Attack the Block" unter einen Hut. Der Film gilt als eine der großen Überraschungen des heurigen Kinojahres.

Kulturjournal, 19.09.2011

Jagd auf Außerirdische

In einer dunklen Seitengasse wird die junge Krankenschwester Sam von ein paar maskierten Jugendlichen überfallen, als plötzlich etwas in ein geparktes Auto knallt. Mit Knallkörpern und Messer erledigen sie das pelzige Monster und bringen die Trophäe in den Block. Doch bald schon regnet es Gesteinsbrocken vom Himmel, mit Außerirdischen als Passagiere. Und der Spaß kann beginnen.

Die monströse Wohnanlage im Süden Londons wird für Moses und seine Freunde zur Festung, in der mit BMX Rädern, Knallkörpern und Samurai-Schwert Jagd auf die Außerirdischen gemacht wird.

Im Milieu recherchiert

Ein Jahr lang ist Regisseur Joe Cornish in die Welt der sogenannten Problemkids aus der Vorstadt eingetaucht. Hat recherchiert, mit Jugendlichen gesprochen, Reaktionen auf das Drehbuch eingeholt. Sie waren seine Inspirationsquelle, so Cornish. Viele der Dialoge, habe er direkt von den Jugendlichen übernommen.

Das Leben im Block ist hart. Da wird schon mal gedealt, gestohlen, geprügelt. Die zu Beginn des Films überfallene Sam wird gezwungenermaßen zur Verbündeten und eröffnet dem Kinopublikum so in der Folge einen Blick hinter die harte Fassade der Jugendlichen: 15-Jährige mit Spidermanbettwäsche, ohne wirkliche Perspektiven, die sich zum Teil aber schon selbst versorgen müssen.

Sozialkritische Töne

Zwischen Alien-Jagd und Hanfplantage schlägt "Attack the Block" so ganz Nebenbei sozialkritische Töne an. Die Jugendlichen seien intelligent, taff und lustig, so Cornish. Einige von Ihnen würden die richtigen, einige aber auch die falschen Entscheidungen treffen.

Die Polizei zu rufen kommt für die Jugendlichen nicht in Frage: Vor der haben die sogenannten Problemkids noch mehr Angst als vor den außerirdischen Monstern. Zu viele Klischees, Vorurteile und Vorverurteilungen.

Rasant inszenierter Genrefilm

Wesentlich zum Charme von "Attack the Block" tragen dabei die nur in der Postproduktion digital überarbeiteten Monster bei. Er sei ein Kind der 1980er Jahre, so Cornish. Er liebe es, die Objekte schon beim Drehen mit den Schauspielern im Bild zu sehen. Dadurch entstehe eine Form von Interaktion, die es bei der Arbeit mit Green Screens nicht gebe.

"Attack the Block" ist ein rasant inszenierter Genrefilm. Authentisches Kinoentertainment wie es sonst zwischen 3D-Effekten und digitalem Dauerbeschuss selten geworden ist.

Service

In Anwesenheit von Regisseur Joe Cornish wird am Donnerstag, 22. September 2011 im Wiener Filmcasino mit "Attack the Block" das diesjährige Slash Filmfestival eröffnet. Ab Freitag ist der Film dann auch regulär in den heimischen Kinos zu sehen.

slash Filmfestival
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