Stammeskämpfer griffen Saleh-Eliteeinheit an

Zehntausende demonstrieren im Jemen

Der jemenitische Präsident Abdullah Saleh klammert sich an die Macht. In seinem ersten Fernsehauftritt seit seiner Heimkehr aus Saudi Arabien, hat er von Dialog und Neuwahlen gesprochen. Niemand glaubt dem jemenitischen Diktator. Die vage Rede Salehs hat nur die Proteste und die Gewalt im Land neu angeheizt.

Abendjournal, 26.09.2011

Wahlversprechen

Mit einem Tuch um den Kopf und einem riesigen Blumengesteck vor sich, das seine Hände verbirgt, verspricht Präsident Saleh seinem Volk unerwartet Wahlen auf allen Ebenen: Ich halte mich nicht nur an die Golfinitiative, die eine friedliche Machtübergabe vorsieht, ich werde mich auch für Präsidentschafts-, Parlaments- und Kommunalwahlen einsetzen.

"Präsident lügt"

Dreimal schon hat Jemens langjähriger Machthaber seine Unterschrift unter ein von den Golfstaaten vermitteltes Abkommen in letzter Minute verweigert. Niemand glaubt, dass er zurückgekehrt ist, um freiwillig abzutreten. Drei Monate hat er sich in Saudi Arabien wegen schwerer Verbrennungen durch einen Anschlag auf sein Leben behandeln lassen: Wir haben diesen Präsidenten mit seinen Lügen satt, sagt eine Aktivistin der Widerstandsbewegung. Das hier ist eine friedliche Revolution der Jugend und sie wird friedlich bleiben, bis dieser Präsident endlich ganz weg ist.

Blutiger Machtkampf

Aber friedlich war der Protest im Jemen nur am Anfang, vor vielen Monaten. Längst ist daraus ein blutiger Macht-Kampf zwischen mächtigen Rivalen geworden: zwischen Salehs Familie, die sich auf die schlagkräftige Präsidialgarde stützt, zwischen dem kampferprobten General Ali Mohsen, der im Frühjahr mit seiner Einheit zu den Demonstranten übergelaufen ist und einem weiteren Rivalen des Präsidenten, den Stammesführer und reichen Unternehmer Hamid al-Ahmar. Dazu kommen bewaffnete Aufstände im Süden und im Norden des Landes, und dazu kommt Al Kaida, die sich im Chaos eingenistet hat.