Student/innen-Ausstellung in der "Bildenden"
Rückkehr der alten Geister
Im vorigen Herbst wurde nach langer Konzeptions- und Umbauphase die Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste in Wien feierlich wiedereröffnet. Ein Jahr später setzt sich eine Ausstellung von Studierenden kritisch mit der Geschichte und Funktion der Gemäldegalerie auseinander - und das durchaus auch mit Humor.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 04.10.2011
Bedeutende Lehrsammlung
Der Titel der Schau "Rückkehr der alten Geister" ist eine Anspielung auf die Wiedereröffnung der Gemäldegalerie der Akademie am Schillerplatz. Die Schau trug den Titel "Die Rückkehr der alten Meister" und war in einer Zeit der studentischen Proteste und Bemühungen um Strukturänderungen eine ungewollte Provokation auf die nun reagiert wird.
Die Bestände der Akademie sind jedenfalls eine der drei bedeutenden Sammlungen alter Meister in Wien. Neben Werken von Rubens und der Niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts gibt es Beispiele der italienischen Schulen mit Luca Giordano, Botticelli und Tizian, sowie das "Jüngste Gericht "von Hieronymus Bosch oder die "Lucretia" von Lucas Cranach dem Älteren; dazu das Kupferstichkabinett.
Somit stellt sich die Akademie in einer Doppelfunktion dar, als Sammlungsort und Ort der Lehre. Diese beiden Bereiche waren in der Geschichte der Institution eng verknüpft. Man sprach von einer "Lehrsammlung". Da galt es dann die Vorbilder nachzumalen, bzw. zu zeichnen. Dabei ging vor allem um das Handwerkliche und die Imitation.
Unterschiedliche Zugänge
Bei der Schau im Ausstellungsraum Xhibit ging es für die Studierenden zunächst um eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der Akademie. In der Folge entwickelten Arbeitsgruppen unterschiedliche Konzepte.
In einem Gang verwenden Karl Doppler und Jaime Nagl Motive von Musterbüchern von Tapeten und Tapisserien aus dem Kupferstichkabinett, Claudia Lomoschitz und Jaime Nagl tragen Schichten der Mauer ab, und legen so unterschiedliche Farben frei, je nach Nutzung der Räume und Zeitgeschmack. Heike Jooß und Karoline Meisch bearbeiten Thomas Enders Brasilien-Aquarelle indem sie "Exotisches" wie Palmen wegretouschieren - was bleibt, sieht durchaus vertraut-europäisch aus. Katharina Luksch bearbeitet zum Teil ironisch einen präkolumbianischen Kodex aus der Nationalbibliothek, es gibt Videos, wie etwa Martin Schwarzingers Zugang zum Selbstverständnis des Künstlers, indem er sich vor einem Spiegel filmt. Nathalie Koger filmt eine Hula-Hoop-Tänzerin im Wiener Ambrosi-Museum, einem Künstler mit NS-Vergangenheit. Und als Pendant dazu wird die ehemalige Studentin Soshana portraitiert: die heute 84-jährige musste als Jüdin ins Exil, und kehrte später nach Wien zurück, wo sie heute in einem Altenheim lebt und noch immer täglich malt.
Textbearbeitung: Joseph Schimmer
Service
Die Ausstellung "Rückkehr der alten Geister" im Xhibit in der Akademie am Schillerplatz in Wien läuft bis zum 13. November.
Akademie der bildenden Künste - Die Rückkehr der alten Geister