Immer mehr reden vom Staatsbankrott
Ex-Finanzminister: Lage ausweglos
In Griechenland mehren sich die Zweifel, dass das Land noch vor einem Bankrott gerettet werden kann. Immer mehr Politologen und Wirtschaftswissenschaftler meinen, dass die Pleite nicht mehr zu vermeiden ist. Auch der ehemalige griechische Finanzminister Stefanos Manos sieht keinen Ausweg mehr.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 08.10.2010
"Lage nicht mehr zu retten"
Pessimismus macht sich breit im Land. Egal, mit wem man über die Schuldenkrise spricht, kaum jemand glaubt noch daran, dass der Staatsbankrott abzuwenden ist. So etwa Stefanos Manos, der Anfang der 90er Jahre Finanzminister einer konservativen Regierung war: "Mit dieser Regierung ist die Situation nicht mehr zu retten. Ich sehe nicht, dass sie fähig ist, den Kurs zu ändern." Nach Ansicht von Manos mangelt es am Willen, die Ausgaben zu reduzieren und Steuern zu kassieren."
Steuersünderliste verschwunden
Laut Bericht eines privaten griechischen Fernsehsenders soll Premierminister Papandreou vor einigen Monaten vom Vizefinanzminister eine Liste von 3.800 Steuersündern bekommen haben. Jeder einzelne auf dieser Liste soll eine Steuerschuld von mindestens einer Million Euro haben. Papandreou soll laut dem Bericht gesagt haben, dass er zu einem späteren Zeitpunkt darüber sprechen wolle, kurze Zeit später hat er den Vizefinanzminister entlassen. Die Liste soll laut TV-Bericht verschwunden sein.
400.000 Beamte "überflüssig"
Einhelliger Tenor vieler Experten im Land ist, dass die getroffenen Maßnahmen nicht ausreichen, wie etwa die Kündigung von 30.000 der insgesamt rund eine Million Staatsangestellten. Der ehemalige Finanzminister Manos rechnet, "dass 300.000, wenn nicht 400.000 überflüssig sind. Die Privatwirtschaft kann es sich nicht leisten, so viele Leute, die wir nicht brauchen, zu behalten. Das ist eben das Problem."
Steuern sind der falsche Weg
Manos ist überzeugt, dass der Weg der Regierung, Steuern zu erhöhen, nicht aus der Schuldenkrise führt. Im Gegenteil, das habe die Arbeitslosenrate auf 16 Prozent steigen lassen, wie er meint: "Immer mehr Steuern bedeutet, dass viele Firmen Leute kündigen müssen, um zahlen zu können." Das verringere die Kaufkraft und die gesamte Wirtschaftsleistung. "Es ist unglaublich, welche neuen Steuern jeden Tag angekündigt werden", sagt Manos.
Neuwahl sinnlos
Der ehemalige Finanzminister glaubt nicht, dass im Falle eines griechischen Staatsbankrotts der Euro in Gefahr ist, auch wenn es "unangenehm" sein werde. Anders wäre es bei Italien, so Manos.
Den in Griechenland im lauter werdende Ruf nach vorgezogenen Neuwahlen hält Stefanos Manos für sinnlos. Er ist überzeugt, dass eine neue Regierung auch nichts mehr ändern kann.