Ideen und Maßnahmen
Lehrlinge - Facharbeiter von morgen
Die Wirtschaft klagt über Facharbeitermangel, zugleich geht die Zahl der Lehrstellen ständig zurück. Arbeiter- und Wirtschaftskammer fordern beziehungsweise versprechen Verbesserungen bei der Lehrlingsausbildung. Besonders bei Familien und Betrieben mit Migrationshintergrund soll für Lehrlingsausbildung geworben werden.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.10.2011
Weniger Lehrlinge
Schon auf dem Lehrstellenmarkt müsse man dem drohenden Fachkräftemangel entgegenwirken, sagen Arbeitsmarktservice, Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer. Denn jetzt kommen die geburtenschwachen Jahrgänge nach. Laut einer Berechnung des Arbeitsmarktservice (AMS) wird die Zahl der 15- bis 19-Jährigen in vier Jahren um 40.000 gesunken sein. Und auch die Zahl der Lehrplätze wird sinken.
AK-Kritik
Der Mangel ist schon jetzt spürbar. Das liegt laut Arbeiterkammer daran, dass die Wirtschaft noch immer um 3.000 Lehrlinge weniger ausbildet als vor der Krise, sagt Günther Zauner, Lehrlingsexperte bei der Arbeiterkammer. Wenn die Wirtschaft Fachkräftemangel befürchtet, dann müsse sie eben mehr ausbilden.
"Großes Engagement"
Die Wirtschaftskammer dagegen sieht aktuell keine Probleme bei der Lehrlingsausbildung. Das Engagement der Betriebe sei groß, betont Alfred Freundlinger von der Wirtschaftskammer. Und nicht jeder Betrieb könne ausbilden. Das sei oft keine Frage des Willens oder der Lust, sondern der wirtschaftlichen Struktur.
Bildungsmaßnahmen
Laut Johannes Kopf vom AMS braucht es Maßnahmen von beiden Seiten - Verbesserungen im Bildungssystem, aber auch Bereitschaft der Betriebe, auch schwächeren Schulabgängern eine Chance zu geben. Derzeit gehen dem Lehrstellen-Markt laut Kopf zwei potenzielle Zielgruppen verloren: erstens Jugendliche, die sich zwar für eine Lehre sehr gut eignen würden, von denen aber das Umfeld, also zum Beispiel die Eltern, eine Matura erwarten.
Mehr Migranten-Lehrlinge
Und zweitens nutzen Jugendliche und Betriebe mit Migrationshintergrund die Lehre kaum. Sie wissen über die Lehrausbildung in Österreich oft gar nicht Bescheid. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) will diese Gruppe mit einer Novelle des Berufsausbildungsgesetzes für die Lehre interessieren. Das begrüßen alle Befragten, AMS, Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer.
Mehr Förderung
Der Minister will Österreichs Lehrbetriebe außerdem im kommenden Jahr mit 155 Millionen Euro fördern. Dieses Geld will die Arbeiterkammer an Bedingungen, wie etwa Qualitätskontrollen knüpfen, damit die Lehrausbildung der Betriebe verbessert wird, sagt Günther Zauner. Auf ein solches Qualitätskriterium haben sich Arbeiter- und Wirtschaftskammer offenbar schon geeinigt: Ausbilder in Lehrbetrieben sollen künftig regelmäßig Weiterbildungsprogramme besuchen.
Service
Heute findet zum fünften Mal der "Tag der Lehre" statt. Im Museum für Angewandte Kunst in Wien können sich Interessierte über die Lehrlingsausbildung informieren.
Tag der Lehre