Dem Arabischen Frühling gewidmet
Salam.Orient
Das Festival für "Musik, Tanz und Poesie aus orientalischen Kulturen" widmet sich in seiner heurigen Ausgabe den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im Nahen Osten. Mehr als 30 Veranstaltungen zwischen Sargfabrik, Konzerthaus und Dschungel Wien stehen auf dem Programm.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 11.10.2011
Er wurde zu einer der wichtigsten Stimmen des Arabischen Frühlings: der tunesische Rapper Hamada Ben Amor, der unter dem Namen "El Général" auftritt. In seinem Hiphop-Song "Rayes Le Bled" attackiert er den tunesischen Staatschef Ben Ali - sein Regime verbreite Hunger und Hoffnungslosigkeit, so der Musiker.
Nachdem der Song im Dezember 2010 via Facebook an die gesamte arabische Welt verbreitet wurde und vor allem die Jugend begeisterte, wurde Ben Amor verhaftet, was weitere Proteste auslöste. Nach der Flucht Ben Alis konnte man "Rayes Le Bled" ungehindert auf allen tunesischen Radiostationen empfangen.
El Général, der am Freitag, 14. Oktober 2011, im Wiener Ost Klub auftreten wird, demonstriert die Bedeutung der Musik in Zeiten der Revolution: Sie ist ein Ausdrucksmittel für den Zorn der Menschen und schafft Identifikation.
Großmeister persischer Musik
Was ein junger Rapper kann, schaffen auch Vertreter der traditionellen Musik: Mohammad Reza Shajarian etwa. Der iranische Sänger und Komponist gilt als Großmeister der klassischen persischen Musik.
Im Rahmen des Festivals Salam.Orient kommt Shajarian nächste Woche ins Wiener Konzerthaus. Und wird sich dabei besonders an seine Landsleute wenden, die schon lange aus dem Iran geflüchtet sind, erklärt Norbert Ehrlich, Künstlerischer Leiter des Salam.Orient-Festivals.
Zeitgenössische Sufi-Musik
Traditionelle Musik in einem ganz anderen Kontext bringt das Qawwali-Ensemble aus Indien mit. Qawaali-Musik gründet auf dem Sufismus, der islamischen Mystik. Die Annäherung an Gott durch Musik, Gesang und Trommeln, die in einem Zustand der Ekstase mündet, spielt dabei eine wichtige Rolle. Kommende Woche treten die Musiker aus dem Punjab unter der Leitung von Neelay Khan im ORF-RadioKulturhaus auf - mit einer Musik, die in Europa sonst selten zu hören sei, erklärt Norbert Ehrlich.
Dass sich traditionelle Sufi-Musik auch mit zeitgenössischen Sounds verbinden lässt, beweist die iranisch-amerikanische Formation Niyaz rund um die Sängerin Azam Ali. Hardcore-Sufis betrachten diese wenig gottesfürchtige Form der Sufi-Musik zwar mit Argwohn, so Norbert Ehrlich, unterhaltsam werde der Abend in der Sargfabrik allemal.
Gastspiel des Freedom Theatres
Auch außerhalb der Musik steht beim Festival Salam.Orient wieder einiges am Programm. Im Dschungel Wien etwa wird Anfang November das Freedom Theatre aus dem palästinensischen Flüchtlingslager Jenin ein Gastspiel geben. Das Theaterprojekt, das Kindern und Jugendlichen eine Zukunftsperspektive bieten will, war hier bereits 2009 zu Gast. Die jungen Schauspieler erzählen vom Alltag im Flüchtlingslager. Die Gewalt, die dort allgegenwärtig ist, machte auch vor der Theatergruppe selbst nicht halt: Im April dieses Jahres fiel deren Leiter Juliano Mer-Khamis einem Mordanschlag zum Opfer.
Textfassung: Ruth Halle
service
Salam. Orient, 13. Oktober bis 5. November 2011,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
Salam.Orient