Auf das Charakterfach abonniert

Heinz Bennent gestorben

Der Schauspieler Heinz Bennent ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 90 Jahren im Kreise seiner Familie in Lausanne, wie das Renaissance Theater in Berlin mitteilte. Bennent war in rund 150 Rollen in Theater, Film und Fernsehen zu sehen. Mit seinem Sohn David stand er in Volker Schlöndorffs Verfilmung von Günter Grass' "Blechtrommel" vor der Kamera.

Kulturjournal, 12.10.2011

Heinz Bennent über das Arbeiten mit Francois Truffaut

Besonders eindringlich spielte er Außenseiter, Einsame und Sonderlinge: Heinz Bennent war zeitlebens auf das Charakterfach abonniert. Mit seinen mehr als 150 Rollen für Theater, Film und Fernsehen erwarb sich der international gefeierte Darsteller den Ruf eines großen Künstlers - als Star galt er jedoch nie.

Ausbildung in Göttingen

Nachdem Bennent wegen "mangelnden Gehorsams" vom Gymnasium geflogen war, eine Schlosserlehre begonnen und beim Bodenpersonal der Luftwaffe den Zweiten Weltkrieg überlebt hatte, legte er mit Unterricht bei Karl Meixner in Göttingen den Grundstein für seine Schauspielkunst.

Einen seiner größten Erfolge feierte Bennent in Francois Truffauts Meisterwerk "Die letzte Metro" (1980) als ein von den Nazis verfolgter jüdischen Theaterdirektor in Paris. Weitere wichtige Filme waren "Das Schlangenei" (1977) von Ingmar Bergmann, "Im Jahr der Schildkröte" (1988) von Ute Wieland und "Kalt ist der Abendhauch" (2000) von Rainer Kaufmann.

Mit Sohn in der "Blechtrommel"

Besonders eindrücklich sind die gemeinsamen Auftritte mit seinen ebenfalls schauspielernden Kindern Anne und David Bennent in Erinnerung. Mit seinem 1966 geborenen Sohn stand er in Volker Schlöndorffs Verfilmung von Günter Grass' "Blechtrommel" (1978) vor der Kamera: Vater Heinz als Nazi-Scherge und Sohn David als kleinwüchsiger Trommler Oskar Matzerath. Auch in der Lausanner Inszenierung von Samuel Becketts "Endspiel" (1995) war Sohn David sein Partner - eine in ganz Europa umjubelte Tournee.

Trotz der zahlreichen Film- und Fernsehrollen blieb die Theaterarbeit für den in Nordrhein-Westfalen Geborenen das Lebenselixier. "Auf der Bühne habe ich alles in der Hand. Dort bestimme ich den Rhythmus", sagte er einmal. Zuletzt ging er mit einer Lesung von Friedrich Hölderlins Briefroman "Hyperion" auf Europatour.

Contenance, die weh tut

Ein Kritiker schrieb einmal: "Heinz Bennent spielt von unten nach oben, von innen nach außen. Die Figuren, die er verkörpert, haben auf wehtuende Weise Manieren und Contenance. Sie benehmen sich tadellos, aber es sind Wölfe, auf deren Schafspelz allein Verlass ist."