Werke von Brueghel bis Beuys
"Wintermärchen" im Wiener KHM
Gemalte Wintermärchen gibt es ab Dienstag, 18. Oktober 2011 im Kunsthistorischen Museum in Wien zu sehen. Die große Herbstausstellung "Wintermärchen" widmet sich winterlichen Werken von Brueghel bis Beuys und macht Lust auf den Winter.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 17.10.2011
Zu sehen sind viele Winterlandschaften, etwa eislaufenden Gestalten von Brueghel bis Avercamp; Allegorien des Winters, aus Knollen und Wurzeln oder als alte Frau. Aber auch ein interessantes Bild von Anselm Kiefer und eine Schlittenskulptur von Joseph Beuys sind ausgestellt.
180 Kunstwerke aus 30 Museen vom Spätmittelalter bis heute werden gezeigt.
Große und prächtige Ausstellung
In der Kuppelhalle des Kunsthistorischen Museums waren die anwesenden Journalisten bei der Pressekonferenz schon gespannt, bevor sie in die Räumlichkeiten vorgelassen wurden. Und wenn man diese sehr große und prächtige Ausstellung angeschaut hat, die vom Architektenduo Blaich & Delugan geschickt und unaufdringlich inszeniert wurde, versteht man den Stolz von Generaldirektorin Sabine Haag.
"Für uns war es naheliegend, dieses Thema zu gestalten, denn mit den 'Jägern im Schnee' von Pieter Brueghel besitzt das Kunsthistorische Museum das Leitobjekt der Winterdarstellung in der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte schlechthin", so Haag.
Breite Palette an Objekten
Alle Abteilungen des Hauses waren in dieses Wintermärchen eingebunden und rund ein Viertel der Werke kommen aus dem Bestand des Hauses: "Sie werden überrascht sein, dass das Thema des Winters nicht nur in extenso in der Malerei und in den grafischen Künsten behandelt wurde, sondern zum Thema in beinahe allen Gattungen der bildenden Kunst wurde - Tapisserien, Schlitten, Kunstgewerbe und vieles mehr waren Gestaltungsmodi für die Auseinandersetzung mit dem Thema des Winters", sagt Haag.
Hinter der Schau steht Ronald de Leeuw, der ehemalige Direktor des Reichsmuseums in Amsterdam, ein ausgewiesener Experte der Kunstgeschichte, dem es ein Leichtes war, so scheint es, auch ganz außergewöhnliche Bilder und Objekte nach Wien zu holen und der nicht nur einen Blick für "seine" Holländer hat. Dass Rembrandt und Van Goyen, die Brueghels und Avercamp hier zu sehen sein werden, das hat man erwartet, aber nicht einen exquisiten Menzel mit "Der Pelz der Künstlers", Winterbilder vom Symbolisten Puvis des Chavannes bis hin zu Monet.
Ein aktuelles Thema
De Leeuw zieht die Ausstellung bis ins Heute: "Der Winter ob als Quell der Freude und der Unterhaltung oder als Bedrohung hat Künstler zu allen Zeiten fasziniert. Die alten Ängste vor der Grausamkeit des Winters haben heute eine neue, globale Dimension angenommen. Die moderne Gesellschaft sorgt sich über das Schmelzen des Eises an den Polkappen und dessen Folgen für die Erderwärmung."
Wunderbar das kleine Bild von Joshua Reynolds mit der kleinen Lady Winter, aber auch Keramiken von Meissen bis Powolny. Hier hat einer oft hingeschaut und weiß, in welchem Museum der Welt er was bekommen kann.
Leihgaben der Queen
De Leeuw hat nach seiner Pensionierung als Direktor des Reichsmuseums auch einen Wohnsitz in Wien genommen. Er ist nicht nur Museumsmann, sondern Liebhaber und Sammler - das spürt man in jedem Zentimeter der Ausstellung. Und er weiß auch um die Aktualität des Themas, war es doch die kleinen Eiszeit, die im sechzehnten Jahrhundert viele Winterbilder erst initiierte: "Durch die Technik ist der Winter nicht mehr so eine große Bedrohung, obwohl die Obdachlosen im Winter noch sehr leiden. Manche von diesen Themen sind noch nicht vorbei. Und wir wissen alle, dass, wenn eines Tages das Gas nicht mehr ausreicht, wir wirklich Probleme haben und vielleicht wieder unseren alten Ofen benützen müssen."
Ist De Leeuw auf eines der in der Ausstellung gezeigten Bilder besonders stolz? "Ja, für mich sind die zwei Bilder von Rubens, die die Königin von England uns ausgeliehen hat, ein Höhepunkt. Das sind seltene Erscheinungen im Ausstellungwesen, dass sie uns die vergönnt haben."
Was der Königin von England in ihrer Privatsammlung gefällt, dies und vieles anderes wird wohl auch die Besucher der Schau "Wintermärchen" im Kunsthistorischen Museum erfreuen.