Leben zwischen den Welten

Hilde Spiel wäre 100

Am Mittwoch, 19. Oktober 2011, jährt sich der Geburtstag der großen österreichischen Dichterin Hilde Spiel zum 100. Mal. Die Grande Dame der österreichischen Literatur verstarb 1990.

Kultur aktuell, 19.10.2011

Geboren wurde Hilde Spiel am 19. Oktober 1911 in eine katholisch-jüdische Familie in Wien. Nach ihrem Philosophiestudium heiratete sie 1936 ihren ersten Mann, den Schriftsteller Peter de Mendelssohn, und übersiedelte im selben Jahr nach London. Dort arbeitete sie für den "New Statesman", der sie 1946 als Korrespondentin wieder nach Wien schickte. Von Ende 1946 bis 1948 schrieb sie als Theaterkritikerin für die "Welt" in Berlin.

Wieder in England, war sie als Kulturberichterstatterin für mehrere deutsche und österreichische Zeitungen und Rundfunkanstalten tätig, bis sie sich 1963 endgültig in Wien niederließ und dort weiterhin schriftstellerisch und journalistisch arbeitete.

Grenzgängerin zwischen den Kulturen

Spiel sah sich lebenslang als Grenzgängerin zwischen zwei Kulturkreisen. Aufgewachsen in Wien und im Salzkammergut, als Phänomenologin geschult im Wiener Kreis der Positivisten und Empiristen, wurzelnd in der Altwiener Bildungsschicht, meisterte sie das Schicksal der Emigration. Kaum ein literarisches Genre, dem sie sich dabei im Laufe ihres Lebens nicht widmete. So umfasst ihr Oeuvre Romane, Erzählungen, Essays, Feuilletons, Kritiken, Übersetzungen, Dramen, Filmdrehbücher und historische Studien. Sie verband darin die Kultiviertheit und Stilsicherheit mit kritischer Beobachtung und der Trauer um eine versinkende Kultur und Natur.

Zu ihren wichtigsten Arbeiten zählen die Romane und Erzählungen "Kati auf der Brücke" (1933), "Lisas Zimmer" (1965), "Rückkehr nach Wien" (1968), "Mirco und Franca" (1980) oder "Früchte des Wohlstands" (1981), sowie das Drama "Anna und Anna". Ihre 1989 und 1990 erschienenen zweiteiligen Memoiren tragen die Titel "Die hellen und die finsteren Zeiten" und "Welche Welt ist meine Welt?".

Die Würdigungen für ihr Lebenswerk ließen für die unbequeme Moralistin im Inland jedoch auf sich warten: So blieb der im Ausland hochdekorierten Weltbürgerin etwa der österreichische Staatspreis vorenthalten.

Text: APA, Red., Audio: ORF

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Mediathek - Autorenlesung Hilde Spiel, 1.10.1965