Das Programm im Überblick

Wien modern 2011

Das Ende der 1980er Jahre vom Dirigenten Claudio Abbado initiierte Festival Wien modern findet heuer zum 24. Mal statt. Wie schon im vergangenen Jahre zeichnet Matthias Losek als Künstlerischer Leiter für das Programm verantwortlich. Von 28. Oktober bis 25. November 2011 wird an 14 Spielorten Musik der Gegenwart unterschiedlichster Genres geboten: vom "klassischen" Orchesterkonzert bis hin zur Installation.

Cerha-Schwerpunkt mit "Spiegel"-Zyklus

Eröffnet wurde das Festival am 28. Oktober mit einem wahren Highlight: mit Friedrich Cerhas "Spiegel"-Zyklus. Vor 50 Jahren hatte der Doyen der Neuen Musik in Österreich dieses Werk kreiert - damals übrigens noch für die Schublade, denn das spieltechnische Niveau der Orchester war Anfang der 60er Jahre noch nicht so weit, um eine Realisierung der Klangideen möglich zu machen.

Cerha ist heuer bei Wien modern ein eigener Schwerpunkt gewidmet. Immerhin ist der Komponist und Dirigent im Februar dieses Jahres 85 geworden. Werke aus seinem Oeuvre begleiten durch das Festivalprogramm: angefangen vom Klaviersolostück "Für Marino", das der Pianist Marino Formenti insgesamt vier Mal in dem Zyklus "Notturni" präsentiert, über den Liederzyklus "Malinconia" mit dem Bariton Georg Nigl bis hin zum dem "Konzert für Schlagzeig und Orchester" mit Martin Grubinger als Solisten und den Wiener Philharmonikern.

Musik aus Großbritannien

Der zweite Schwerpunkt des Festivals Wien modern ist dem zeitgenössischen Musikschaffen in Großbritannien gewidmet. Unter dem Titel "UK Collection" soll die Ambivalenz und Diversität dieses Landes deutlich werden, so Losek. "Gezeigt werden kann selbstverständlich nur eine Auswahl. Sie reicht von Ikonen wie Sir Harrison Birtwistle bis zu der 32-jährigen Engländerin Emily Howard, deren Arbeiten eine romantisch verklärend, tonale Tonsprache anklingen lassen."

Die Gegenüberstellung von Werken österreichischer Musikschaffender mit jenen der britischen Komponist/innen soll - so Matthias Losek - Unterschiede, aber Gemeinsamkeiten der zwei Länder deutlich machen. Ein direkter Vergleich ist zum Beispiel im Konzert am 3. November. Das RSO Wien präsentiert zum einen das Violinkonzert von Rebecca Saunders als auch Harrisons Birtwistles "Triumph of Time", zum anderen bringt es eine Auswahl der Orchesterminiaturen zu Gehör, die ja dem RSO Wien 2009 anlässlich seines 40. Geburtstages von über hundert österreichischen Komponist/innen geschenkt wurden. Dieses Projekt wurde heuer im September beim renommierten internationalen Radiopreis, dem Prix Italia, ausgezeichnet.

RSO bei Wien Modern

Musik aus Großbritannien und Österreich werden auch beim Konzert des RSO Wien am 20. November erklingen: hier treffen an einem Abend Kompositionen der zwei Grand-Seigneurs Friedrich Cerha und Sir Harrison Birtwistle aufeinander, sowie Werke von Musikschaffenden der jüngeren Generation, nämlich Gerald Resch und Emily Howard.

Mit einem weiteren Schwerpunkt beim Festival Wien modern wurde der gebürtige Osttiroler Komponist Wolfgang Mitterer bedacht. Der 53-jährige Organist und Elektroniker gestaltet u.a. einen Soloabend im Großen Konzerthaus Saal, wo er dem Publikum zum ersten Mal seine Komposition "free radio" präsentiert. Weiters wird Wolfgang Mitterers neues Orchesterwerk "rätselhaft" vom Tonkünstler-Orchester Niederösterreich aus der Taufe gehoben. Außerdem gelangt im Rabenhoftheater ein neues musikdramatisches Werk von Wolfgang Mitterer zur Uraufführung: die Comic-Opera "Baron Münchhausen".

Szenische Produktionen

Apropos Musiktheater: Das Festival "Wien modern" wartet neben dieser Comic-Opera mit vier weiteren szenischen Produktionen auf. "Momo" heißt ein (Zitat) "rasantes Stück über das Rennen, Rauschen, Ruhen, Rasen und Rasten" für Kinder ab 8 Jahren. Der 27-jähriger Wiener Hannes Dufek hat dazu die Musik geschrieben. "Tableaux Vivants" wird vermutlich Menschen, die den Tanz lieben, besonders ansprechen. Basierend auf einer Komposition des Tirolers Johannes Maria Staud, hat Anne Juren eine Choreographie geschaffen. Diese wird auch in Beziehung zu Gemälden, Skulpturen und Videos von Roland Rauschmeier gesetzt.

Ein weiteres spartenübergreifendes Werk erwartet das Publikum mit "maschinenhalle # 1": eine Zusammenarbeit des Komponisten Bernhard Lang mit der Choreographin Christine Gaigg, dem Computermusiker Winfried Ritsch und dem Lichtdesigner und Bühnenbildner Philipp Harnoncourt.

Musikalische Konzerthaus-Erkundung

Ein "dramatisches Konzert für großes Ensemble und Konzerthauspersonal" findet am 5. November statt. Unter dem Titel "Oskar Serti geht ins Konzert. Warum?" präsentieren die Musiker/innen des "Klangforum Wien" Werke - angefangen von Peter Ablinger bis hin zu Vladimir Tarnopolski - in verschiedenen Räumen des Wiener Konzerthaus. Kein Geringerer als Markus Kupferblum führt dabei Regie. Das Publikum ist zu einer mehrstündigen musikalischen Erkundung des Konzerthauses eingeladen.

Service

Wien modern, 28. Oktober bis 25. November 2011, Wiener Konzerthaus,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Wien modern