Ältere Mitarbeiter hinausgedrängt?

Postgewerkschaft droht mit Streik

Nach den Metallern könnte auch bei den Postbediensteten ein Streik bevorstehen. Die Postgewerkschaft wirft dem Management vor, dass Bedienstete, die kurz vor der Unkündbarkeit stehen, gegen ihren Willen aus dem Unternehmen hinausgedrängt werden. Das Management weist die Vorwürfe zurück und spricht von notwendigem Personalabbau.

Angebot: Geld oder Kündigung

Es geht um Postmitarbeiter, die kurz davor stehen, einen speziellen kollektivvertraglich geregelten Kündigungsschutz zu bekommen, weil sie entweder seit zehn Jahren im Unternehmen sind oder in Kürze 50 Jahre alt werden. Postgewerkschaftschef Helmut Köstinger wirft dem Management vor, diese Bediensteten in Mitarbeitergesprächen einzuschüchtern und gezielt aus dem Unternehmen zu drängen, bevor der Kündigungsschutz in Kraft tritt: "Mitarbeiter werden zu diesen Gesprächen vorgeladen und es wird ihnen dann gesagt, entweder sie nehmen den Geldbetrag der ihnen angeboten wird oder es wird eine Kündigung eingeleitet. Das ist unakzeptabel."

Mitagsjournal, 25.10.2011

Postchef: Normale Leistungsgespräche

Post-Generaldirektor Georg Pölzl setzt zur Verteidigung an. Es gebe keine Kündigungen gegen den Willen der Mitarbeiter, so Pölzl, und es gehe dabei nur um jene Bediensteten, die nicht die geforderte Leistung erbringen: "Zur Zeit wird Anstoß genommen an Leistungsgesprächen, die im Unternehmen geführt werden. Diese werden mit Mitarbeitern geführt, die ihre Leistung nicht mehr erbringen können oder wollen. Wir sprechen hier von ein bis zwei Prozent der Belegschaft." Also etwa 200 Mitarbeitern.

"Gespräche haben motivierende Wirkung"

Es seien auch nicht immer Kündigungsgespräche, oft hätten die Mitarbeitergespräche eine motivierende Wirkung auf die Mitarbeiter, so Pölzl. Dass es um Bedienstete gehe, die kurz davor stehen, in den Genuss des Kündigungsschutzes zu kommen, bestätigt Pölzl.

"Keine Problemfälle einzementieren"

Es sei aber betriebswirtschaftlich sinnvoll, mit leistungsunwilligen Mitarbeitern zu sprechen, bevor sie unkündbar werden: "Das ist was ganz normales, dass man eine Leistungsüberprüfung genau dann anstellt, wenn Mitarbeiter in Kürze einen erhöhten Kündigungsschutz genießen. Wenn man das vernachlässigt, dann würde man Problemfälle im Unternehmen einzementieren. Auch das ist eine sinnvolle und gebotene Vorgangsweise."

Gewerkschaft: "Verdiente Mitarbeiter"

Diese Argumentation weist Post-Gewerkschafter Köstinger zurück: "Hier geht es nicht um sogenannte "Minderleister", wie das Management behauptet, sondern es geht um verdiente und langjährige Mitarbeiter. Sie werden völlig vor den Kopf gestoßen, wenn sie zu diesen Mitarbeitergesprächen vorgeladen werden und ihnen gesagt wird, man wolle sich von ihnen trennen."

Streik angedroht

Köstinger fordert, dass das Management die Mitarbeitergespräche, die in Wahrheit Trennungsgespräche seien, sofort einstellt. Andernfalls könnte es in den nächsten Wochen Streikmaßnahmen geben, sagt Köstinger, ohne Details zu nennen. Die Streikfreigabe holt man sich heute vom Österreichischen Gewerkschaftsbund. Post-Chef Pölzl sagt, man stehe in ständigem Kontakt mit den Belegschaftsvertretern und strebe eine Einigung an.