Rettungsschirm wird auf eine Billion erhöht
EU: Banken verzichten auf Hälfte der Schulden
Beim EU-Krisengipfel in Brüssel haben die Staats- und Regierungschefs heute Früh ein umfassendes Paket zur Kriseneindämmung und zur Rettung des Euro beschlossen. Hauptpunkt ist ein Schuldenerlass für Griechenland. Die Banken sollen auf 50 Prozent ihrer Forderungen verzichten. Der Euro-Rettungsschirm EFSF wird auf eine Billion, also 1.000 Milliarden Euro "gehebelt".
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 27.10.2011
Schuldenerlass nach politischem Druck
Es hat fast zehn Stunden gedauert und Nachdruck von oberster Stelle gebraucht. Parallel zu den Gesprächen der Staats- und Regierungschefs der Eurozone verhandelten Experten die Nacht über mit den Banken. Fünfzig Prozent Schuldennachlass für Griechenland war die Zielvorgabe der Politik. Eine Forderung, die erst erfüllt wurde, als sich die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident Nicolas Sarkozy und Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker selbst eingemischt haben.
Merkel: "Europäer fähig Probleme zu lösen"
Der Schuldenschnitt für Griechenland entspricht rund 100 Milliarden Euro. Freiwillig, heißt es, denn alles andere würde Staatspleite bedeuten und die Finanzmärkte wahrscheinlich in grobe Turbulenzen stürzen. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ist erleichtert: "Ich glaube, dass wir Europäer heute Nacht gezeigt haben, dass wir die richtigen Schlüsse gezogen haben. Wir haben die Ursachen der Krise erkannt und benannt und die Probleme einen Schritt weit einer Lösung zugeführt."
Banken müssen Eigenkapital stark aufstocken
Zusätzlich zum Schuldenschnitt für Griechenland werden die Staats- und Regierungschef den europäischen Banken stärkere Kapitalpuffer vorschreiben, um sich besser gegen Ausfälle abzusichern. Mit 106 Milliarden Euro insgesamt sollen die Banken ihr Eigenkapital aufstocken. Auf die österreichischen Banken könnten laut der Europäischen Bankenaufsicht davon bis zu drei Milliarden entfallen. Genaue Zahlen wird es in den kommenden Tagen geben.
Eurorettungsfonds: Eine Billion Euro
Details fehlen auch noch bei der Stärkung des Eurorettungsfonds. Seine Schlagkraft wird mit einem Finanzhebel erhöht. 1000 Milliarden sollen dann zur Absicherung von Schuldenstaaten und gefährdeten Banken zur Verfügung stehen, sofern private Investoren und Staatsfonds etwa aus China mitspielen und ihr Geld in Europa anlegen. Ein guter Polster, glaubt Bundeskanzler Werner Faymann: "Das ist eine wesentliche Verstärkung des EFSF und soll eine Firewall bieten, die die Spekulation zurückdrängt, zugleich aber den Finanzmärkten Vertrauen gibt."
Abwarten
Die Staats- und Regierungschefs haben das versprochene Paket geliefert. An den Märkten wird sich entscheiden, ob es zur Stabilisierung des Euro und der europäischen Wirtschaft reicht.
Morgenjournal, 27.10.2011
Gespräch mit Hartmut Fielder, Chef der Außenpolitik im ORF-Radio
Griechenland: "Chance auf die Beine zu kommen"
Hartmut Fiedler, Chef der Radio-Außenpolitik betont, dass derzeit noch viele Details nicht bekannt seien. Positiv sei, dass die Regierungen mit Ergebnissen aus den Verhandlungen gegangen seien. Der größte Brocken sei sicherlich die Einigung mit den Banken auf einen Schulderlass für Griechenland gewesen. Griechenland werden die Hälfte der Schulden erlassen. Damit bekomme Griechenland die Chance wieder auf die Beine zu kommen, sagt Fiedler.