Unabhängiger führt Umfragen haushoch an
Irland wählt neuen Präsidenten oder Präsidentin
In der Republik Irland findet heute die Präsidentenwahl statt. Ermittelt wird der Nachfolger von Mary McAleese, die 14 Jahre im Amt war und nicht noch einmal antreten darf. Der Wahl stellen sich mehr Kandidaten als je zuvor. Die besten Chancen wurden laut Umfragen zuletzt einem unabhängigen Kandidaten zugebilligt, Sean Gallagher.
8. April 2017, 21:58
Unabhängige Kandidaten haben gute Chancen
Unter sieben Kandidaten können die Iren heute auswählen. Glaubt man den Umfragen, dann fällt ihnen trotz dieses großen Kandidatenfeldes die Wahl nicht schwer. Seit der Parlamentswahl vor einem halben Jahr ist Irlands Politik in Bewegung gekommen, jahrzehntelange Wählerbindungen sind verschwunden. Unabhängige Kandidaten haben bessere Chancen als je zuvor, das scheint auch Sean Gallagher zu nutzen, der in den letzten Umfragen haushoch führt und die anderen sechs Kandidaten weit hinter sich lässt. Die irische Politologin Elaine Byrne sieht denn auch Parallelen zwischen der heutigen Präsidentenwahl und der letzten Parlamentswahl: "Das ist ein Trend, fast so als hätten wir eine anti-politische Politik in Irland."
Morgenjournal, 27.10.2011
"Protestwahl"
40 Prozent der Wählerstimmen räumen die Umfragen Sean Gallagher ein, an zweiter Stelle steht der Labour-Kandidat Michal Higgins mit 25 Prozent. Alle anderen sind noch weiter abgeschlagen. Henry McDonald, ständiger Irland-Korrespondent der renommierten britischen Zeitung Guardian: "Dass Sean Gallagher in den Umfragen führt, zeigt uns, dass das eine Protestwahl ist gegen die etablierten Parteien. Er wird als Unabhängiger einfach den Parteikandidaten vorgezogen."
Keine aktuellen politischen Ideen gefragt
Dabei war es ein illustres Kandidatenfeld, das sich den Iren präsentierte. Vier Unabhängige und drei Parteikandidaten, der Wahlkampf hätte spannend werden können. Doch politische Ideen waren nicht gefragt, stattdessen wurden Stereotypen bedient. Martin McGuinnes zum Beispiel, erfolgreicher Friedensvermittler in Nordirland, wurde ständig mit seiner IRA-Vergangenheit konfrontiert. Neues ist dabei nicht zu Tage getreten. David Norris, der für die Rechte von Homosexuellen im katholischen Irland eintritt, wurde praktisch nie zu einem anderen Thema befragt. Die Politologin Elaine Byrne: "Der Wahlkampf und die Medien haben sich auf die Stärken und Schwächen der Kandidaten und ihren Charakter konzentriert. In vielen Fällen haben wir beurteilt, was die Kandidaten vor Jahrzehnten gemacht haben."
Wirtschaftskrise einzige Thema
Das einzig umfassende Thema des Wahlkampfs war die Wirtschaftskrise, in der sich das ehemalige EU-Musterland seit der Bankenpleite 2008 befindet. Die einzige Devise lautete daher: Sparen. Das hat zum Teil unerwartete Auswirkungen gehabt. Teure Massenveranstaltungen wurden gemieden und selbst Wahlkampfplakate wurden nur sehr wenige gedruckt und aufgehängt. Ein Kandidat hat auf die Plakate ganz verzichtet, um seine besondere Sparsamkeit zu zeigen: Sean Gallagher, der drauf und dran ist, Irland nächster Präsident zu werden.