Für ein slawisches Russland
Rechtsextreme marschieren durch Moskau
Eigentlich sollte am "Tag der nationalen Einheit" der Eintracht und Stärke des Landes gedacht werden. Doch der Feiertag, den der damalige Präsident Wladimir Putin 2004 eingeführt hatte, wurde längst von den russischen Rechtsextremisten vereinnahmt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 5. 11. 2011
Rund 7.000 Teilnehmer
"Es lebe Russland" und "Russland den Russen" mit diesen Parolen ziehen die Demonstranten durch ein Stadtviertel am Rande von Moskau. Rund 7.000 Menschen nehmen am sogenannten "Russischen Marsch" teil. Viele sind vermummt, immer wieder heben sie die Hand zum Hitlergruß. Unter den Demonstranten finden sich auch Monarchisten und ultra-konservative Anhänger der orthodoxen Kirche. Sie alle wollen eines, ein starkes slawisches Russland.
Hass auf Muslime
Der Aufmarsch der Nationalisten macht einmal mehr den Hass vieler Russen auf die muslimisch geprägte Unruheregion im Kaukasus deutlich. Während es dort fast täglich zu Anschlägen islamistischer Terroristen kommt, versucht die Regierung, mit Milliardensubventionen die Region zu stabilisieren. "Hört auf, den Kaukasus zu füttern", rufen die Organisatoren des Russischen Marsches. Sie werden von einem immer größeren Teil der Bevölkerung unterstützt, laut Umfragen befürwortet mittlerweile mehr als ein Drittel der Russen die fremdenfeindlichen Parolen der Nationalisten.
Demonstranten nicht nur Rechtsextremisten
Doch es nehmen nicht nur Rechtextremisten am Russischen Marsch teil. Viele Russen demonstrieren, um ihre Unzufriedenheit mit der Politik der Regierung auszudrücken. Eine ältere Frau etwa, die mit Fremdenfeindlichkeit nichts zu tun haben will: "Ich will einfach, dass diese Obrigkeit verschwindet. Sie ist korrupt und menschenverachtend. Wir wollen frei leben und ganz normale Dinge tun, wie eine Wohnung kaufen. Das ist bei den heutigen Preisen nicht mehr möglich."
Bekannter Rechtsanwalt unter Demonstranten
Auch der bekannte Moskauer Rechtsanwalt und Blogger Alexei Navalnij, der sich dem Kampf gegen die Korruption unter Präsident Medwedew und Regierungschef Putin verschrieben hat, schließt sich dem Aufmarsch der Nationalisten an: "95 Prozent der Demonstranten sind normale Leute und keine Rechtsextremisten. Sie sind hier, weil sie die Nase voll von der aktuellen Politik im Land haben. Deshalb ist der russische Marsch heuer politischer als je zuvor. Und einer der wichtigsten Forderungen heute ist: Nieder mit der Partei der Halunken und Diebe." Mit den Halunken und Dieben meint Navalnij die regierende Putin-Partei "Einiges Russland". Sie steht schon heute als Siegerin bei den Parlamentswahlen Anfang Dezember fest, während die meisten kritischen Oppositionsparteien zur Wahl gar nicht erst zugelassen werden.
Putin wird Antworten geben müssen
Dennoch, bald wird Ministerpräsident Putin, der sich im nächsten Jahr wieder zum Präsidenten wählen lässt, Antworten auf die wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung finden müssen. Zu groß ist die Wut der Russen auf ihre Regierung, nicht nur jene der Nationalisten und Rechtsextremen, sondern auch der ganz normalen Bürger.