Darf wieder in Judenau arbeiten

Vorwürfe gegen Erzieher entkräftet

Nach einer Misshandlungsanzeige der Mutter von drei im Heim Schloß Judenau (NÖ) untergebrachten Kindern sind die schweren Vorwürfe gegen einen Erzieher laut Polizei weitgehend entkräftet. Die Dienstfreistellung des 50-Jährigen ist seit gestern aufgehoben, er darf wieder arbeiten.

Mittagsjournal, 8.11.2011

Rangelei statt Misshandlung

Es hat sich kein Vorwurf bestätigt, sagt der zuständige Polizei-Ermittler. Entgegen der Anzeige einer Mutter habe der Erzieher nicht gegen den Kopf ihres Sohnes getreten, sondern maximal gegen den Brustbereich, das habe auch das betroffene Geschwisterpaar bestätigt. Damals, im Juli sei im Heim auch keine Verletzung festgestellt worden. Und die beiden Geschwister hätten nun relativiert, dass sich der Vorfall beim Spielen mit dem 50-jährigen Erzieher ereignet haben könnte. Von einer spielerischen Rangelei eines Buben mit der Vaterfigur des Erziehers spricht Wolfgang Apfelthaler, der Geschäftsführer des Judenauer Heimträgers "Rettet das Kind". Daher sei auch die Dienstfreistellung des erfahrenen Erziehers wieder aufgehoben. Offen ist laut Apfelthaler allerdings noch, "ob eine Grenze in der spielerischen Auseinandersetzung überschritten worden ist." Deshalb schließt der "Rettet das Kind" - Geschäftsführer nicht völlig aus, dass die Staatsanwaltschaft eine Fahrlässigkeit sehen könnte und der Erzieher zu einer Geldstrafe oder einer bedingten Haftstrafe verurteilt werden könnte.

Hintergrund Obsorgestreit

Ursprünglich war - nach der Anzeige einer Mutter im Oktober - sogar gegen sechs Erzieherinnen und Erzieher ermittelt worden - auch wegen Freiheitsentziehung, weil Kinder eingesperrt würden. Doch schon bald sind nur die Vorwürfe gegen den 50-Jährigen übrig geblieben. Geschäftsführer Apfelthaler sieht die Anzeige im Zusammenhang mit einem Obsorgestreit zwischen ihr und der Jugendwohlfahrt, die ihr ihre Kinder abgenommen hat.

Apfelthalers Resümee nach den Vorwürfen und Ermittlungen: "Das sind Symptome, wenn ein Elternteil gegen die Fremdunterbringung der Kinder kämpft." Problematisch sei, dass Kinder dabei in einen Loyalitätskonflikt kommen. Trotzdem sollen die Erzieher in Judenau jetzt besser geschult werden, die Grenzen von spielerischen Rangeleien einzuhalten.

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