Mehr Transparenz für "Stresstests"

AKW-Prüfer auch aus Österreich

Die im Juni gestarteten "Stresstests" für die europäischen Atomkraftwerke gehen in die nächste Phase. Nach den AKW-Betreibern selbst und den jeweiligen nationalen Aufsichtsbehörden steigen jetzt internationale Experten in die Prüfungen ein, und dazu gehören auch zwei Nuklearfachleute aus Österreich.

Mittagsjournal, 09.11.2011

Kritik an Tests

Nach der Atomkatastrophe von Fukushima im März sind sogenannte Stresstests für die Atomkraftwerke in der Europäischen Union beschlossen worden. Bei diesen Sicherheitskontrollen wird geprüft, ob und wie gut die Anlagen Katastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen oder Flugzeugabstürze überstehen würden. Umweltschutzorganisationen kritisieren die Test als zahnlos und unverbindlich. Denn die Betreiber von Atomkraftwerken sollen zunächst selbst testen, ob ihre Anlagen sicher sind. Reinhard Uhrig, Atomexperte von GLOBAL 2000: "Die werde nicht sagen, unsere Anlagen sind unsicher. Sie werden einige Nachbesserungen machen, aber nicht mehr als das."

Österreicher dabei

Auch von den nationalen Atomaufsichtsbehörden sei kein wirklich kritisches Urteil zu erwarten, sagt Uhrig. Umso wichtiger seien die unabhängigen Experten, die sich jetzt in die Prüfung einschalten. Dazu gehören auch international anerkannte Fachleute aus Österreich: der Strahlenschutzexperte Andreas Molin und der Atomsicherheitsexperte Bojan Tomic. Umweltminister NIkolaus Berlakovich (ÖVP) spricht von einer "neuen Dimension". Neben den Österreichern kommen auch andere Experten aus Ländern, die selbst keine Atomkraftwerke haben - "um Transparenz und Unabhängigkeit zu garantieren", so Berlakovich.

Druck durch Internet

Doch auch die Möglichkeiten der internationalen Experten seien begrenzt, erklärt Reinhard Uhrig von Global-2000: "Selbst wenn die sagen, die Anlage ist unsicher, heißt das nicht, dass das Atomkraftwerk abgeschaltet wird." Die Entscheidung darüber treffen die jeweiligen Regierungschefs, wenn die AKW-Stresstests abgeschlossen sind. Druck könnte dabei aber auch aus der Bevölkerung kommen, denn die Endberichte der EU-Kommission zu den Stresstests werden auch im Internet veröffentlicht.