Fokus auf Veranstaltungen und Führungen
Liechtenstein Museum sperrt zu
Der Museumsbetrieb im Gartenpalais Liechtenstein in Wien-Alsergrund wird im Jänner 2012 eingestellt. Wie das Liechtenstein Museum in einer Aussendung mitteilte, wird es künftig keine fixen Öffnungszeiten mehr geben, "der Fokus wird auf Veranstaltungen und gebuchte Führungen durch die Ausstellungen der Fürstlichen Sammlungen gelegt". Das Stadtpalais in der Bankgasse in der Wiener Innenstadt solle aber wie geplant 2013 fertiggestellt werden.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 15.11.2011
Neue Hängung geplant
Das Liechtenstein Museum schließt zu Jahresende - aber sein ehemaliger Leiter und derzeitige Direktor der Fürstlichen Sammlungen, Johann Kräftner, plant bereits eine neue Hängung der Ausstellung. "Ich werde dafür Sorge tragen, dass man hier hereinkommen kann", so Kräftner im Gespräch mit der APA. "Auch wenn es sicher schwieriger wird." Sowohl im Gartenpalais in Wien-Alsergrund als auch im neuen Stadtpalais in der Bankgasse, das 2013 fertiggestellt werden soll, wird man nur als Teil einer Veranstaltung oder einer Gruppe Zugang erhalten.
Er könne nichts sagen zum künftigen "Eventgeschäft", auf das die beiden Liechtenstein Palais nach der Museumsschließung ihren Schwerpunkt legen wollen, betont Kräftner. Die am Dienstag von der neuen Dachmarke "Palais Liechtenstein GmbH" veröffentlichten Besucherzahlen von zuletzt 45.000 Gästen seien allerdings "Interpretationssache". "Jeder, der ein Sektglas in der Hand hatte, wurde als Eventteilnehmer und nicht als Museumsbesucher gerechnet - auch wenn er eine Eintrittskarte gekauft hatte", so Kräftner.
Anmeldung im Internet geplant
Laut seinen eigenen Berechnungen wäre der Betrieb mit normalem Museumszugang ab 60.000 Besuchern pro Jahr lukrativ. "Das ist eine Größenordnung, wo man nicht nur auf die Wiener setzen kann, die ohnehin ein Überangebot haben, sondern möglichst früh die Touristen ansprechen muss. Wenn sie einmal hier in Wien sind, ist es schon zu spät." Künftig müssen die Palais für jede Gruppe von Interessierten also eigens aufgemacht werden - und die muss einen entsprechenden Kostenbeitrag, auch für eine Führung, zahlen. "Es wird aber ein Modell geben, wie man sich über das Internet leichter zu einer Gruppe zusammenschließen kann", so Kräftner.
Probleme für das Budget hätten nicht zuletzt die Verzögerungen bei der Baustelle in der Bankgasse gebracht. "Die Sponsoring-Strategie hatte eine Überlappung mit der Eröffnung des Innenstadtpalais vorgesehen - nachdem sie verschoben wurde, ist das nicht aufgegangen." Vor diesem Hintergrund "verstehe ich die Entscheidung des Fürsten, da nicht endlos Geld hineinstecken zu wollen, mit dem man auch Kunst kaufen könnte". Um die Ankäufe, aber auch die Leihgaben kümmert sich Kräftner nach wie vor. Das internationale Engagement sei derzeit besonders intensiv. Nächstes Jahr ist die Sammlung in Japan zu Gast, bald auch in Singapur, Peking und Shanghai.
Fixstern der Museumslandschaft
Unglücklich über die Schließung des Museumsbetriebs zeigt sich Kräftner nur teilweise: "So lange die Dinge an der Wand hängen, habe ich kein Problem damit. Erst gestern habe ich einen neuen Hängeplan auf den Tisch gelegt, wo wir alle sehen konnten, wie lustvoll sich dieses Haus präsentieren wird - wenn auch nicht mehr als Museum, sondern als Palais. Es ist einer der schönsten Orte für Kunst auf der Welt."
Als "Fixstern in der österreichischen bzw. Wiener Museumslandschaft" betrauerte ÖVP-Kultursprecherin Silvia Fuhrmann das Liechtenstein Museum in einer Aussendung. "Wenn ein Museum dieser Güte schließt, das noch dazu auf privater Initiative beruht, ist das ein großer Verlust für das kulturelle Angebot einer Stadt." Man müsse aber die Entscheidung der Familie Liechtenstein zur Kenntnis nehmen.
Text: APA, Audio: ORF