Kleiner Wecker als Radio

Regina Sattler

Eine der ersten Sendungen, die mir in Erinnerung sind, ist "Menschenbilder" - das Wiederholende, das Leben, das da entsteht. Wenn man sonst kein Medium hat, ist das wie Kino. Ich höre einfach alles: "Klassik-Treffpunkt", "Im Gespräch", "Salzburger Nachtstudio"... Seit ich begonnen habe, in die Oper zu gehen, höre ich auch Opernsendungen.

Ich lasse mich vom Radio um zehn vor sechs wecken. Damit ich nicht sofort die Nachrichten höre. Man geht dann ohnedies hinaus … Am 24. Dezember gibt es das schönste Programm. So ein stabiles, liebevolles. Vergangenes Jahr zu Weihnachten war ich zum ersten Mal hier in der Wohnung, die damals noch leer war. Und ich hab mich sehr allein gefühlt. Auf der Suche nach einem Nähzeug hab ich ein Miniradio gefunden - dagegen ist mein Wecker Luxus.

Ich hab das aufgedreht, und plötzlich war ich zu Hause. Ich wünsche mir: jeden Tag eine Stunde Weihnachten mit Ö1. Ich habe auch die naive Vorstellung, dass man ein Mal am Tag in den Ö1 Nachrichten nur gute Nachrichten bringt. Ich weiß nicht, ob das den Leuten auffallen würde. Aber ich spüre, dass es mir nicht gut geht, wenn ich viermal hintereinander von Katastrophen höre. Das ist das Einzige, bei dem ich ab und zu ausschalte. Sogar den so oft kritisierten "Zeit-Ton" finde ich sehr spannend.

Mir gefällt an Ö1 die Vielfältigkeit. Dass man immer einsteigen kann. Und dass man gefordert wird. Ich bin oft erstaunt, wie viele Ideen in so einem "Radiokolleg" drin sind!

Ich bin eine liebevolle Hörerin, ich gehe auch liebevoll ins Theater. Ich war früher Schauspielerin und daher extrem kritisch. Das wollte ich mir abgewöhnen. Als ich von München nach Wien kam, gab ich die Schauspielerei auf. Ich habe dann einige Jahre im Ö1 Club gearbeitet, am Telefon.

Ö1 ist für mich Kultur. Für einen anderen Sender hätte ich mich nicht sechs Jahre ans Telefon gesetzt.

Service

Lukas Beck