Gefährlicher Feinstaub-Cocktail
Mediziner geben "Smog-Alarm"
So schlecht wie selten zuvor ist derzeit die Luftqualität in Österreich. Seit drei Wochen werden vor allem in den Ballungsgebieten alarmierende Feinstaubkonzentrationen gemessen, die EU-Grenzwerte werden täglich bis zum Dreifachen des Erlaubten überschritten. Experten sprechen bereits von gesundheitsgefährdendem Smog.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 21.11.2011
Umweltmediziner Hans Peter Hutter von der Medizin-Universität Wien im Gespräch mit Susanne Berger
Schadstoffcocktail in der Luft
Betroffen sind vor allem Wien, aber auch das Grazer und Klagenfurter Becken, der Donauraum und die Region um Eisenstadt sowie die Inntalregion. Der "PM10 Wert", mit dem die Feinstaubkonzentration gemessen wird, darf pro Tag nicht mehr als 50 Mikrogramm/Kubikmeter betragen, derzeit liegen die Werte zum Beispiel in Wien bei 150 Mikrogramm/Kubikmeter.
Doch der Feinstaub ist nur ein Teil des Problems: Experten sprechen bereits von gesundheitsgefährdendem Smog. Denn aufgrund der Wetterlage hat sich ein Schadstoffcocktail in der Luft gebildet, verantwortlich dafür: der Straßenverkehr, der Hausbrand und die Abgase aus der Industrie.
Partikel bleiben im Körper
Die Schadstoffe hätten Folgen für die Lunge, mit Bronchitis und Asthmaanfällen, aber auch Herz-Kreislauf-Problemen, sagt Hutter. Derart hohe Konzentrationen wie derzeit könnten auch Herzinfarkte auslösen. Die Feinstaubpartikel blieben im Körper - in der Leber, in der Niere und auch im Gehirn, und könnten dann dort Probleme verursachen.
Feinstaubquellen meiden
Gegenmaßnahmen, die jeder Einzelne ergreifen kann, laut Hutter: Weniger heizen, also nicht mehr als 22 Grad Raumtemperatur, sowie nur Autofahren, wenn es wirklich notwendig ist. In der Wohnung sollte man möglichst wenige Dinge anzünden, wie Kerzen, Räucherstäbchen oder Zigaretten. Was hilft, ist auch häufigeres Feuchtwischen. Bei Kochen seien Back- und Bratvorgänge auch eine mögliche Feinstaubquelle.
Von den Politikern verlangt Hutter, "Rückgrat zeigen und auch unbequeme Maßnahmen fordern" wie Tempolimits. Auch autofreie Tage wären sinnvoll und ein Signal der Politik, das Problem zu erkennen und etwas zu tun.